Franz Markau (1881-1968) – Aspekte seines Lebenswerks

28.01.2018 10:00 – 08.04.2018 18:00

Der 1881 in Berlin geborene Maler Franz Markau war von 1926 bis 1945 Professor für Wandmalerei an der Kunstgewerbeschule Erfurt und zählt zu den bedeutenden Thüringer Künstlern des 20. Jahrhunderts.

Farbiges Bild eines Doms
Franz Markau: Dom und Severi vom Lauentor, 1936 Bild: © Bild: Franz Markau, Foto: Falko Behr
08.04.2018 18:00

Franz Markau (1881-1968) – Aspekte seines Lebenswerks

Genre Ausstellung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt, Angermuseum
Veranstaltungsort Angermuseum, Anger 18, 99084 Erfurt
workTel. +49 361 655-1651+49 361 655-1651

Die Ausstellung

Gemälde einer gelben Figur
Bild: Franz Markau: Der Auferstandene, 1960 Bild: © Christengemeinschaft Erfurt, Foto: Falko Behr

Der 1881 in Berlin geborene Maler Franz Markau leitete von 1926 bis 1945 die Fachabteilung für Dekorationsmalerei an der Kunstgewerbeschule Erfurt, anschließend arbeitete er als freischaffender Künstler in Weimar. Mit seinem umfangreichen bildnerischen Schaffen zählt Markau zu den bedeutenden Thüringer Künstlern des 20. Jahrhunderts.

Das Interesse an der Steigerung von Farbwirkungen bestimmte in besonderer Weise Markaus künstlerische Arbeit, von den expressionistischen Bildern der Jahre 1916-1923 über das auch impressionistische Werk der 1930er und 1940er Jahre bis zu seinen ganz aus der Farbe entwickelten späten Bildern. Sein Schüler Otto Knöpfer bezeichnete ihn als einen unter seinen Zeitgenossen „einzigartigen Farbenkünstler“, in dessen Werk die Farbe nicht nur Gestaltungsmittel ist, sondern auch einen symbolischen Charakter gewinnt.

Auch in maltechnischer Hinsicht war Franz Markau ein besonders vielseitiger Künstler, neben Öl-, Gouache- und Temperabildern entwickelte er eine Affinität zur Aquarell- und Pastelltechnik. Eine besondere zeichnerische Begabung zeigt sich in seinen sensiblen Figuren- und Porträtstudien. Über alle Vielfalt seines Schaffens hinweg war das nahe Umfeld – die Familie und die städtische und ländliche Umgebung – eine Hauptmotivquelle, aus der er schöpfte. So kontinuierlich wie wenige Künstler hat Markau das Sujet des Kinderbildes gepflegt. In seinem späten, von der Beschäftigung mit Rudolf Steiners anthroposophischer Farbenlehre und einer Hinwendung zu religiösen Themen geprägten Werk, steigert Markau die Farbigkeit seiner Bilder zu einer leuchtenden, visionären Wirkung.

Auf Anregung von Dr. Anselm Räder, der den Nachlass seines Großvaters seit Jahren aufarbeitet, weist das Kunstmuseum der Landeshauptstadt fünfzig Jahre nach seinem Tod erneut auf dieses bemerkenswerte Œuvre hin. Die Retrospektive mit über 190 Gemälden, Aquarellen, Pastellen und Zeichnungen aus dem Zeitraum zwischen 1899 und 1967 gewährt Einblicke in wichtige Aspekte seines Schaffens, veranschaulicht künstlerische Prägungen, stilistische Entwicklungen und Variationen. Der überwiegende Teil der Exponate kommt aus dem Nachlass des Künstlers; aber auch Bilder aus den Erfurter Sammlungen kann man betrachten, aus Museen in Eisenach, Mühlhausen und Berlin, aus dem Kloster Alexanderdorf, der Sammlung Gerhard Schneider, Olpe und Solingen und aus Privatsammlungen in Berlin, Erfurt, Frankfurt/Main, Friedrichroda, Herborn, Korbach, Leipzig, Nürnberg, Warendorf, Weimar und Würzburg.

Blick in die Ausstellung

Video: Blick in die Ausstellung „Franz Markau – Aspekte seines Lebenswerks“ © Stadtverwaltung Erfurt

Einführung in die Ausstellung

Gemälde mit zwei Personen an einer Waschschüssel, die auf einem Stuhl steht
Foto: Franz Markau: Kleine Wäsche, 1922 Foto: © Nachlass Franz Markau, Foto: Falko Behr

Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, nahm Markau 1896 eine Lehre als Anstreicher auf, bestand im April 1900 die Gesellenprüfung und begab sich auf Wanderschaft ins Rheinland. Sein großes bildnerisches Talent wurde früh erkannt, denn von 1901 bis 1903 erhielt er an der Königlichen Kunstschule Berlin Unterricht und konnte nach einer Unterbrechung wegen Militärdienst von 1905 bis 1911 an der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums Berlin bei Prof. Bruno Paul und Prof. Max Koch studieren. Ab 1912 war er als Dekorationsmaler tätig, wurde jedoch von 1914 bis 1918 als Soldat nach Russland und Mazedonien geschickt. Aus dieser Zeit sind einige Zeichnungen und sogar Gemälde erhalten geblieben. Vom Sommer 1919 bis zum Frühjahr 1920 konnte er als Leiter der vom Wirtschaftlichen Verband Bildender Künstler e. V. Berlin veranstalteten und vom preußischen Kultusministerium geförderten Juryfreien Ausstellung ehemals feldgrauer Künstler seine freien Arbeiten erstmals öffentlich präsentieren.

In den 1910er-20er Jahren orientierte sich Markau zeitweise an Künstlern des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Auch das Werk von Käthe Kollwitz blieb stilistisch nicht ohne Einfluss. Mit ihr teilte er außerdem sein großes Interesse für intime familiäre Sujets, für Figurenkonstellationen wie Mutter und Kind oder psychologisch sensible Studien von Kleinkindern. Daneben entwickelte er ein ausdrucksstarkes Porträtwerk. In Erfurt kamen farbbetont-atmosphärische Landschaften mit Motiven aus der Stadt und der Umgebung hinzu. Beides traf auf großes Interesse beim einheimischen Publikum. An der Kunstgewerbeschule, wo er 1929 zum Professor berufen wurde, war Otto Knöpfer einer seiner talentiertesten Schüler. Markau unternahm Studienreisen nach Italien, Kroatien und Tirol und führte weiterhin zahlreiche Wandbildaufträge aus. Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, passte er sich den neuen Bedingungen an. Im Juni 1945 wurde er aus dem Lehramt entlassen, zog nach Weimar und arbeitete nun freischaffend als Maler und Grafiker. Zu Beginn der 1950er Jahre blieb er nicht von den Formalismusdebatten der jungen DDR-Kulturpolitik verschont, wandte sich jedoch verstärkt auch wieder der anthroposophischen Lehre zu, die sein Spätwerk thematisch und farblich prägt. Er malte Altargemälde für Gemeinden der Christengemeinschaft in Mittel- und Ostdeutschland, aber auch Bilder im Eigenauftrag, in denen er die symbolische Farbenlehre Rudolf Steiners entfaltete und paraphrasierte.

Markau entwickelte stilistisch wie auch technisch ein vielseitiges Werk, das von der raumgreifenden dekorativen Wandgestaltung bis zum einfühlsamen Kinderbildnis ein breites Spektrum bildkünstlerischer Äußerung umfasst. So intensiv wie wenige Künstler hat Markau das Sujet des Kinderbildes gepflegt. Schon seine Zeitgenossen bemerkten zudem seine besondere Stärke als Maler, der Farbe als Ausdruck inneren Erlebens verstand und gestaltete. Er war aber auch ein begabter Zeichner, wie eine Auswahl aus dem grafischen Nachlass in unserer Ausstellung belegt. Heute mag Markau vielen Menschen unbekannt sein, dabei stellte er bis ins hohe Alter regelmäßig in Erfurt und in Weimar aus. Er gehört sogar zu den wenigen Künstlern, deren Werk noch in deren Lebenszeit anlässlich hoher runder Geburtstage kontinuierlich in Personalausstellungen des städtischen Museums in Erfurt, dem heutigen Angermuseum, präsentiert wurde.

Zur Ausstellung erscheint im Mitteldeutschen Verlag ein umfangreiches Buch mit Textbeiträgen und zahlreichen farbigen Abbildungen.

Das Begleitprogramm

Gemälde mit zwei Peronen im Vordergrund und einem Gebäude im Hintergrund
Foto: Franz Markau: Kleine Moschee in Üsküp (Skopje), 1919 Foto: © Nachlass Franz Markau, Foto: Falko Behr

Eröffnung

  • Samstag, 27. Januar, 16 Uhr

Kuratorenführungen

  • Sonntag, 4. Februar, 11 Uhr
  • Sonntag, 25. Februar, 15 Uhr
  • Sonntag, 11. März, 15 Uhr
  • Sonntag, 8. April, 11 Uhr

Vorträge und Gespräche

  • Dienstag, 13. Februar, 18 Uhr: „Franz Markau als Zeichner“ – Vortrag von Prof. Dr. Kai Uwe Schierz
  • Dienstag, 20. Februar, 18 Uhr: „Nähe + Distanz. Bildende Kunst in der DDR“ – Präsentation des Buches durch den Autor, Prof. Dr. Bernd Lindner, Leipzig.
  • Dienstag, 6. März, 18 Uhr: „Themenabend: Was ist eigentlich Anthroposophie?“ – Prof. Dr. Kai Uwe Schierz im Gespräch mit Günter Kollert, Erfurt
  • Dienstag, 13. März, 18 Uhr: Dr.-Ing. habil. Anselm Räder, Enkel des Künstlers und Bearbeiter des künstlerischen Nachlasses von Franz Markau, im Gespräch mit Prof. Dr. Kai Uwe Schierz und Thomas von Taschitzki, M.A.
  • Dienstag, 20. März, 18 Uhr: „Im Sinnbild liegt die heutige künstlerische Aufgabe – Zur Malerei von Franz Markau“ – Vortrag von Thomas von Taschitzki, M.A., Kurator der Ausstellung

Der Künstler

Franz Markau – Lebensdaten

01.11.1881

geboren in Berlin-Friedrichshain als achtes und jüngstes Kind des Landpostillions und späteren Schankwirts Johann Gottfried Markau und Christiane Johanna, geb. Greschke

1887-1896

Schulzeit, Gemeindeschule in der Linienstraße, Berlin

1896-1900

Lehre als Maler und Anstreicher bei der Firma W. Lehmann in Großlichterfelde/ Berlin; parallel Abendunterricht an der 1. Handwerkerschule in Berlin; Gesellenprüfung im April 1900

1899-1900

Tätigkeit bei einem Theatermaler

1901

sechsmonatige Wanderschaft im Rheinland

1901- 1903

Besuch der Königlichen Kunstschule Berlin, um die Voraussetzungen für den Besuch der Tages- und Abendklassen der Unterrichtsanstalt am Königlichen Kunstgewerbemuseum zu Berlin zu schaffen

1903-1905

Militärdienst

1905-1911

Besuch der Unterrichtsanstalt am Königlichen Kunstgewerbemuseum Berlin bei Prof. Bruno Paul und Prof. Max Friedrich Koch. In den Ferien Mitarbeit in größeren Malergeschäften in Deutschland und im Ausland sowie bei dem Königlichen Hofmaler Wilhelm Lehmann Mitarbeit an Kirchenmalereien und Ausmalungen von Wohnungen, z.T. nach eigenen Entwürfen

1911

Studienabschluss mit hohen Auszeichnungen und der Medaille für besondere Leistungen

1912-1914

Selbstständige Ausführungen von Wandmalereien in Kirchen, Schulen, Rathäusern; Öffentliche Aufträge und Zusammenarbeit mit Architekten

1912-1913

Entwurf und Ausführung der Raumgestaltung der Hoffnungskirche in Berlin Pankow zusammen mit Emil Wolf (1962 zerstört und 1985 rekonstruiert)

1914

Ausmalung der Martin-Luther-Kirche in Zeuthen/Brandenburg (zum Teil erhalten)

31.02.1914

Eheschließung mit der aus Riga stammenden Goldschmiedin Luise Natalie Schilling

1914-1918

Soldat im Ersten Weltkrieg, zunächst an der Ostfront in Russland, ab 1917 in Mazedonien

1916

Geburt der Tochter Annemarie

1918-1919

Arbeit am Güterbahnhof in Berlin, Atelierwohnung in der Potsdamer Straße 98a
Zusammen mit seiner Frau wird Markau Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft.

1919

Vorsitzender der Ausstellungskommission der „Juryfreien Ausstellung ehemals feldgrauer Künstler“, veranstaltet vom Wirtschaftlichen Verband Bildender Künstler e. V. Berlin und gefördert vom preußischen Kultusministerium, im Palais Prinz Friedrich Leopold und im Gebäude der Akademie der Künste am Pariser Platz

ab 1919

Beteiligung an Ausstellungen der Berliner Secession, der freien Secession und in der Akademie der Künste.

1922

Geburt des Sohnes Anselm

1924-1926

Führung eines eigenen Malergeschäfts; Zusammenarbeit mit namhaften Architekten wie Otto Rudolf Salvisberg, Eduard Jobst Siedler, Fritz Bräuning und Jürgensen & Bachmann; Ausführung staatlicher und städtischer Aufträge, Buchillustrationen

1925-1926

Nebenamtlicher Leiter der Entwurfs- und Fachklasse für Dekorationsmalerei an der Städtischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule Berlin

1926-1945

Leiter der Fachabteilung Dekorative Malerei an der Kunstgewerbeschule Erfurt

1929

Ernennung zum Professor

Entwürfe für großflächige Deckenbilder in der evangelischen Stadtkirche St. Gumberti in Clingen/Thüringen (teilweise erhalten)

ab 1933

Mitglied der NSDAP und SA (1933-1940)

1934

Malermeisterprüfung vor der Handwerkskammer Erfurt

1935

Wandgemälde an der Stirnseite des Kassenraums der Sparkasse Erfurt am Fischmarkt (nicht erhalten)

1936

Wandbild in einem Geschäftszimmer der SA in Erfurt (Thema: Einheit von SA und Wehrmacht im Kampf gegen den Kommunismus, nicht erhalten)

1938

Neuausstattung des Foyers im Stadttheater Erfurt (nicht erhalten)

Franz Markau entwirft mit seiner Klasse an der Kunstgewerbeschule Erfurt Wandgestaltungen für die Aula der Humboldtschule in Erfurt, den Versammlungsraum des Reichsnährstandes, das Reichserholungsheim und einige Kasernen (davon blieb nichts erhalten)

Studienreise nach Tirol und Italien

1941

Personalausstellung im Erfurter Kunstverein anlässlich seines 60. Geburtstages

1944

Tod des Sohnes Anselm (gefallen als Soldat im Zweiten Weltkrieg)

1945

Entlassung aus dem Schuldienst, Übersiedlung nach Weimar

ab 1946

Tätigkeit als freischaffender Künstler

Studienreisen nach Bayern, an die Ostsee, in den Harz und zur documenta in Kassel

1951

Personalausstellung anlässlich seines 70. Geburtstages im Angermuseum Erfurt

1954/55

Entwurf und Ausführung eines großen Wandbildes im Lichtspieltheater Nordhausen auf der Töpferstraße (nicht erhalten)

um 1955

Wandbild mit Landschaftsmotiven Thüringens in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik Erfurt in der Nordhäuser Straße (nicht erhalten).

1958

Fertigstellung des Wandbildes „Musik“ für das 1953 gegründete Pädagogische Institut Erfurt (verschollen seit 1999)

ca. 1959-1963

Entwürfe und Ausführung von Altargemälden und weiteren Bildern für die Christengemeinschaft in Weimar, Erfurt, Halle, Rostock und Gera

1961

Personalausstellung zum 80. Geburtstag im Angermuseum Erfurt

1966

Ausstellung zum 85. Geburtstag in der Kunsthalle Weimar

25.01.1968

gestorben in Weimar

Der 1881 in Berlin geborene Maler Franz Markau war von 1926 bis 1945 Leiter der Fachabteilung Dekorative Malerei an der Kunstgewerbeschule Erfurt, lebte später in Weimar und zählt zu den bedeutenden Thüringer Künstlern des 20. Jahrhunderts.