Die weibliche Seite der Moderne – Der philosophische Salon
Die Erfurter Ausstellung „Vier ‚Bauhausmädels‘“ lenkt mit der Präsentation der Künstlerinnen Gertrud Arndt, Marianne Brandt, Margarete Heymann-Loebenstein sowie Margaretha Reichardt und ihrer vielgestaltigen Arbeiten zugleich den Blick auf die Moderne als Realität und Möglichkeitsraum für die künstlerische politische und persönliche Entfaltung von Frauen.
Ulrike Müller rückt die Tatsache, dass die „Neuen Frauen“ mit ihrem freiheitlichen Aufbruch am Bauhaus auf erhebliche Widerstände stießen, in den Kontext eines umfassenderen Verständnisses von Modernität, Moderne und Mode seit der frühen Neuzeit. In ihrem Katalogbeitrag zur o.g. Ausstellung untermauert sie ihre These von der Ausprägung einer eigenen weiblichen Moderne und kritisiert deren Minderbewertung und Verlust bis heute.
Christoph Stölzl wird in den abendlichen Dialog u.a. seine fächerübergreifende Sicht auf historische und aktuelle Entwicklungen in Literatur, Musik und Kunst einbringen und insbesondere die kulturellen Leistungen der Frauen zur Sprache bringen. Als Neffe der großen Weberin Gunta Stölzl hat ihn schon früh ein besonderer persönlicher Bezug für diese Thematik sensibilisiert.
Anders als in der historischen Salonkultur, in welcher meistens Damen die Gesprächsregie führten, wird Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, Direktor der Kunstmuseen Erfurt, an diesem Abend als Gastgeber die moderierende Rolle des „Salonherrn“ übernehmen.
Dabei lädt er die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung bei Wasser und Wein dazu ein, sich aktiv ins Gespräch einzubringen. Neben Fragen der Ethik oder Metaphysik werden auch Geschlechterbilder, Rollenklischees, Lebensentwürfe und Visionen vom „Neuen Menschen“ zur Diskussion gestellt, die die Moderne vom engen Verständnis als Baustil des 20. Jahrhunderts befreien und als einen unabgeschlossenen kulturellen Prozess erscheinen lassen.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.