Screening 1: Verena Kyselka, Videokünstlerin und Performerin
Geboren in Erfurt, studierte Kyselka an der Bauhaus-Universität in Weimar. Ihre Videoarbeiten sind stark verknüpft mit ihrem früheren künstlerischen Schwerpunkt: Performance. Sie arbeitet weiterhin mit Installationen, Collagen und Fotografie. Ihr Interesse an den Fragen von Identität führt sie dazu, bei Anderen die Verbindungen zwischen Kultur, Tradition und ethnischen Unterschieden zu suchen. Ihre zahlreichen Projekte in asiatischen und arabischen Ländern sowie Mittelamerika begannen mit Einladungen nach Taiwan, wo sie vielfach mit lokalen und internationalen Künstlern zusammenarbeitete und ausstellte.
Ihre Frage nach Identität, besonders von Frauen, gibt ihr ein spezifisches Interesse daran, wie Menschen leben, wie Künstlerinnen leben, und wie diese Künstler zeitgenössisches Leben mit Tradition verbinden. Dabei richtete sich ihre Aufmerksamkeit auch auf ethnische Minoritäten, auf Menschen mit indigenem Hintergrund oder auf Menschen, deren Familien oder deren Volk in der Vergangenheit emigrieren mussten.
Künstler, die mit ethnografischen Themen arbeiten, interessieren sich oft wenig für kulturelle Unterschiede innerhalb der Länder, über die sie arbeiten. Traditionen anderer Länder werden oft als einzeln und unikulturell angesehen, und als über Generationen hin unveränderlich. Kulturelle Veränderungen durch Migration oder durch ethnische Unterdrückung werden dagegen seltener wahrgenommen. In ihren Projekten arbeitet Verena Kyselka oft mit ansässigen Künstlern zusammen.
Performance-Künstler, Musiker und Menschen, die nichts mit zeitgenössischer Kunst zu tun haben, erscheinen in Verena Kyselkas Filmen und bringen ihre Belange durch ihre eigene Kunst zum Ausdruck. Auf diese Weise verändert die Künstlerin den dokumentarischen Ansatz in einen mehrschichtigen und vielstimmigen Ausdruck, statt zu versuchen, eine scheinbar objektive Aufnahme ethnografischer Quellen zu machen. Diese Mehrschichtigkeit und Vielstimmigkeit machen die Lebendigkeit der Kunst Verena Kyselkas aus, die künstlerisch und politisch dazu anregen, weiter zu denken statt nach einfachen Antworten zu suchen.
Das Screening vereint eine breite Auswahl von Arbeiten aus verschiedenen Ländern und wird von der Künstlerin persönlich eingeführt.
Klaus W. Eisenlohr, Kurator beim Medienfestival Directors Lounge, Berlin