Otto Bartning und die Bauhochschule – Das andere Bauhaus
Der Vortrag geht verschiedenen Fragen im Zusammenhang mit Bartnings Beziehung zum Bauhaus nach, unter anderem beleuchtet er die historischen Voraussetzungen, Weimar als Standort und Gedanken für die Zukunft.
Zugleich weist er auf die – von der Thüringer Staatskanzlei geförderte – Ausstellung „Kirche(n) und Bauhaus: Eine Spurensuche“ von August bis September 2019 in der Cyriakkapelle Erfurt hin.
Hintergrund
In mehrfacher Weise hatte Otto Bartning (Karlsruhe 1883 –1959 Darmstadt), der bedeutendste evangelische Kirchenbaumeister des 20. Jahrhunderts, mit Idee und Praxis des Bauhauses zu tun. Gegründet in Weimar im April 1919, war die eigentliche „Geburtsstunde“ des Bauhauses aber der 29. Dezember 1918, als in der Privatwohnung des Architekten Otto Bartning der vom „Arbeitsrat für Kunst“ gegründete Unterrichtsausschuss zusammenkam, um über Bartnings Lehrprogramm zur Reform der Künstler- und Architektenausbildung zu beraten. Dieses Programm nutzte Walter Gropius „im Alleingang“ als programmatische Grundlage des Bauhauses.
Nach dessen Umzug im April 1926 nach Dessau leitete Bartning die in Weimar als Nachfolgeeinrichtung gegründete „Bauhochschule“. In den nur vier Jahren ihres Bestehens (bis zur Auflösung durch den Thüringer NSDAP-Volksbildungsminister) konnte sie ein eigenständiges Profil innerhalb der klassischen Moderne entwickeln. Ein Jahr früher als Gropius in Dessau richtete Bartning eine systematische Architektenausbildung ein. Er setzte somit den zentralen Gedanken der eigentlichen Bauhaus-Idee als erster in die Tat um.
Der Architekturkritiker Julius Posener prägte die Bezeichnung „Das andere Bauhaus“. Der tiefgreifende Umbruch in allen Bereichen der Gesellschaft erfasste auch die Kirche. Die Reformideen des Bauhauses und kirchliche Erneuerung deuten sich in dem damaligen Rückgriff auf ein mittelalterliches Gemeinschaftsideal an (Bauhütten bzw. Mönchsgemeinschaft).
Über den Referenten Dr. Hans-Jürgen Kutzner
- Jahrgang 1951
- Ausbildung zum Holzbildhauer
- Studium der Evangelischen Theologie, Kunstwissenschaft und Christlichen Archäologie
- Wissenschaftlicher Referent bei der EKD
- Mitglied in der Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e. V.
- Lehrtätigkeit an der Evangelischen Fachhochschule Hannover und an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig – Fachkommission Kunst- und Medienwissenschaften