„Finden und Sammeln von Einzigartigem“: Helfried Strauß über berühmte Kollegen, ein besonderes Jubiläum und die Leidenschaft zur Fotografie
Der Fotograf Helfried Strauß, geboren 1943 in Plauen, war 30 Jahre lang – von 1978 bis 2008 – Lehrer an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig, davon nach der Berufung zum Professor von 1993 bis 2008 Leiter der Fachklasse für künstlerische Fotografie. Selbst Absolvent der HGB, begründete er in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit Evelyn Richter, Arno Fischer und Wolfgang G. Schröter den internationalen Ruf der fotografischen Ausbildung in Leipzig.
1993 wurde die Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst 100 Jahre alt. Aus diesem Anlass gab es die berühmte Ausstellung „100 Jahre Fotografie“ an der Hochschule. Die Ausstellung stellte den Höhepunkt einer langen Entwicklung dar und markierte gleichzeitig ein vorläufiges Ende. Eingeladen zu diesem Jubiläum waren auch Robert Frank, einer der wichtigsten Fotografen der Nachkriegszeit und der Moderne, Peter Galassi, Fotografiekurator am Museum of Modern Art (MoMA) in New York von 1991 bis 2011 und Gundula Schulze Eldowy.
Für Robert Frank war es nach Berlin 1985 seine zweite Reise nach Deutschland, die er auf Vermittlung von Gundula Schulze Eldowy antrat. Franks Einfluss und seine Anziehungskraft auch auf die ostdeutsche Fotografie sowie sein Vorbildcharakter sind unumstritten. Sein 1958 erschienenes Fotobuch „The Americans“ wurde für Autoren, Filmemacher und Fotografen zur Inspirationsquelle und zum Kultobjekt. Es gilt heute als Klassiker der Fotografie-Geschichte.
Gundula Schulze Eldowy, die von 1979-1984 an der berühmten Schule studierte, war mit Arbeiten an der Jubiläumsausstellung beteiligt.
Peter Galassi erwies Gundula Schulze Eldowy bereits 1992 die Ehre, im MoMA auszustellen.
Auch heute noch ist die Fotografie für Helfried Strauß ein zentraler Punkt seines Lebens. Als aufmerksamer Beobachter, mit dem Blick für den spannungsreichen Moment, hat er seine dokumentarisch-künstlerischen Fotografien geschaffen. „Fotografieren ist für mich eine Art zu leben und hat viel mit Finden und Sammeln von Einzigartigem zu tun“ so Helfried Strauß im Künstlerstatement der HGB Leipzig.
Seine Fotografien waren seit den 1980er Jahren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen und wurden in mehreren Bildbänden veröffentlicht unter anderem „Weltnest – Literarisches Leben in Leipzig 1970 – 1990“ (Mitteldeutscher Verlag, 2007), „Sanssouci – Skulptur im Park“ (Mitteldeutscher Verlag, 2010), „Die Mühle in Brehna“ (Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig, 1992), „Die Fähre“, (Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig, 1991) oder „In Moskau“ (VEB F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig, 1975).