„Fremder Leute Sonnen“ – Neue Sonderausstellung im Schloss Molsdorf
Die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Galerie Thoms, Mühlhausen, präsentiert etwa 50 Arbeiten und Objekte Voigtmanns aus den vergangenen 15 Jahren, darunter einige brandneue Blätter.
Kay Voigtmann ist immer noch ein junger Altmeister der Illus(trat)ion. Zwar hatte er sich zu Beginn seines Studiums an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst auf dem Gebiet der Malerei versucht. Doch ganz anders als die „Leipziger Schüler“ bevorzugte er von Anfang an statt des großflächigen Pinselschwungs den feinen, grafischen Linienzug. Sein so zart erscheinendes zeichnerisches Personal hat es allerdings in sich.
Diese eigenartigen, mitunter als „Kartoffelmenschen“ bezeichneten Gestalten posieren meistens im Vordergrund nur A4-formatiger Blätter. So konzentriert sich erst der Künstler- und dann der Betrachterblick aus unmittelbarer Nähe ganz auf diese Wesen, folgt ihren zaghaften Gesten und verdrehten Posen und verliert sich in den Details ihrer bizarren Kleidung und merkwürdigen Attribute. Nicht zuletzt durch ihre ganz entschiedene Ernsthaftigkeit und ihr zeichnerisches „Set“ erweisen sie sich untauglich als gewöhnliche Comicfiguren. Sie prägen sich mühelos und unverwechselbar dem Gedächtnis des Betrachters ein und warten auf ein Wiedersehen – in der nächsten Bildfolge.
Auch von zahlreichen Buchprojekten wie erzählerischen Blattreihen des Künstlers her sind die Voigtmann'schen Gestalten bekannt. Sie ranken sich gern um Themen, schlüpfen in Rollen, folgen Geschichten und verbildlichen diese kongenial – ob nun als Alfred und Berta Waldwärts (2004, mit Jens Sparschuh), als pseudowissenschaftlich aufgezeichnete Homunkuli (2003), als „Ihre und Seine Hoheit“ (Sachtes Fürsteln, 2004), als sexuell aufgeklärte Schnablwesen (2004, ohne Siegfried Schnabl), als transparente Engel (2004) oder andere himmlische und legendenumwobene Heerscharen.
Voigtmanns Zeichentechnik des Strichelns und Tröpfelns entspricht ganz seinem skurrilen Personal, welches sich im Vergleich zur menschlichen Gesellschaft und deren geordnetem Weltbild abnorm und grotesk ausnimmt – oder doch nicht? Da beide, Gesellschaft wie Weltbild, augenblicklich stark ins Wanken geraten, mögen die Voigtmann'schen Gestalten zwar immer noch grotesk, doch zunehmend auch real erscheinen.
Die Sonderausstellung wird bis zum 17. Juni im Turmzimmer des Schlosses Molsdorf präsentiert.