Fremder Leute Sonnen – Kay Voigtmann
Das Schlossmuseum Molsdorf gratuliert Kay Voigtmann zum 50. Geburtstag. Aus diesem Anlass wird dem Künstler in Zusammenarbeit mit der Galerie Thoms eine kleine Überblicksschau ausgerichtet. Diese versammelt ca. 50 Arbeiten und Objekte aus den vergangenen 15 Jahren, darunter einige brandneue Blätter. Die von Silke Opitz co-kuratierte Ausstellung lässt somit das bisherige Schaffen eines der wichtigsten Zeichner und Grafiker Thüringens Revue passieren. Die Schau wird von einer Publikation begleitet.
Kay Voigtmann (*1968, lebt und arbeitet in Gera) ist immer noch ein junger Altmeister der Illus(trat)ion. Zwar hatte er sich zu Beginn seines Studiums an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst auf dem Gebiet der Malerei versucht. Doch ganz anders als die "Leipziger Schüler" bevorzugte er von Anfang an statt des großflächigen Pinselschwungs den feinen, grafischen Linienzug.
Sein so zart erscheinendes zeichnerisches Personal hat es allerdings in sich. Diese eigenartigen, mitunter als "Kartoffelmenschen" bezeichneten Gestalten posieren meistens im Vordergrund nur A4-formatiger Blätter. So konzentriert sich erst der Künstler- und dann der Betrachterblick aus unmittelbarer Nähe ganz auf diese Wesen, folgt ihren zaghaften Gesten und verdrehten Posen und verliert sich in den Details ihrer bizarren Kleidung und merkwürdigen Attribute. Nicht zuletzt durch ihre ganz entschiedene Ernsthaftigkeit und ihr zeichnerisches „Set“ erweisen sie sich untauglich als gewöhnliche Comicfiguren. Sie prägen sich mühelos und unverwechselbar dem Gedächtnis des Betrachters ein und warten auf ein Wiedersehen – in der nächsten Bildfolge.
Auch von zahlreichen Buchprojekten wie erzählerischen Blattreihen des Künstlers her sind die Voigtmann'schen Gestalten bekannt. Sie ranken sich gern um Themen, schlüpfen in Rollen, folgen Geschichten und verbildlichen diese kongenial – ob nun als Alfred und Berta Waldwärts (2004, mit Jens Sparschuh), als pseudowissenschaftlich aufgezeichnete Homunkuli (2003), als „Ihre und Seine Hoheit“ (Sachtes Fürsteln, 2004), als sexuell aufgeklärte Schnablwesen (2004, ohne Siegfried Schnabl), als transparente Engel (2004) oder andere himmlische und legendenumwobene Heerscharen.
Voigtmanns Zeichentechnik des Strichelns und Tröpfelns entspricht ganz seinem skurrilen Personal, welches sich im Vergleich zur menschlichen Gesellschaft und deren geordnetem Weltbild abnorm und grotesk ausnimmt – oder doch nicht? Da beide, Gesellschaft wie Weltbild, augenblicklich stark ins Wanken geraten, mögen die Voigtmann'schen Gestalten zwar immer noch grotesk, doch zunehmend auch real erscheinen.
Kay Voigtmann...
umkreist zeichnend eine oftmals geschichts- und geschichtenträchtige Basis, dabei faszinieren ihn nicht die großen Revolten der Historie, meist sind es die kleinen Geplänkel, denen er Geaug verschafft. Filigranes Liniengeländer... schmeichelt den Blicken, die nach Weilen irritiert innehalten, vor Morbidem und Humorig-Schwarzem.
Erik Buchholz
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Galerie Thoms, Mühlhausen.
Die Ausstellung wird am Samstag, dem 24. März, um 16 Uhr eröffnet.