Aggroschaft – Marc Jung & the Gang
Der Erfurter Künstler Marc Jung studierte von 2006 bis 2011 an der Bauhaus-Universität Weimar Freie Kunst bei Professorin Elfi E. Fröhlich und war Meisterschüler an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Professor Wolfram Adalbert Scheffler. Seinen Stil bezeichnet der 34-jährige Künstler als „figurativen, postabstrakten Expressionismus.“
Schon in der Zeit vor seinem Studium war er in der subkulturellen Szene von Erfurt mit der Sprühdose als Graffitikünstler aktiv; große Formate ängstigen ihn nicht. Noch heute ist die enge Verzahnung von musikalischen (Hip Hop & Rap) und bildnerischen Ausdrucksweisen für ihn typisch. „Mein Atelier auf dem Gelände des Zughafens in Erfurt habe ich bewusst gewählt, weil ich so eng mit der Musikszene von Erfurt verbunden bleiben konnte.“
Das Programm des Independent-Labels „AggroBerlin“ (2001–2009), aus dem später Rapper wie Sido, Bushido und Fler hervorgingen, hat ihn künstlerisch geprägt: Jung bevorzugt aggressive Gesten, grelle Farben, harte Kontraste, die Sprache der Straße. Skandieren und schreien statt gesittet sprechen. Doch kultiviert der Künstler nicht wirklich die Gangsta-Manier. Vielmehr nutzt er die aggressiv vorgetragene, Grenzen sprengende Stilistik zur politischen Positionierung, zur Thematisierung zunehmend radikalerer gesellschaftlicher Umgangsformen, zur Kritik an Gewaltspiralen und autoritären Formen der Machtausübung. Darauf verweist der Titel der Ausstellung: „Aggroschaft“ ist ein Synonym für die angespannte soziale und politische Situation in Deutschland und im Rest der Welt. Der Titel schließt kritisch an die Präsenz der „Aggressive Leaders“ an, die sich global etabliert haben und den Künstler die an dunkelsten, totalitären Seiten des 20. Jahrhunderts erinnern: Wer am aggressivsten auftritt, scheint zu gewinnen.
Bis heute ist Marc Jung eng vernetzt mit zahlreichen Kreativen aus der Musik- und Kunstszene in Deutschland. Für die aktuelle Ausstellung in Erfurt lud er mit Benedikt Braun und Ulrike Theusner zwei Absolventen der Bauhaus-Universität Weimar ein, außerdem den Maler Moritz Schleime und den Musiker und Rammstein-Frontmann Till Lindemann.
Mit ihnen teilt er nicht nur ähnliche künstlerische Haltungen – wie die expressive Zuspitzung der künstlerischen Mittel, Provokation als wirkungsästhetische Methode zur Erzeugung kognitiver Dissonanzen, zur Aufsprengung von Seh-und Denkgewohnheiten auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen – sondern auch persönliche Geschichten.
In der Ausstellung sind ca. 40 Exponate Jungs zu betrachten. Hauptsächlich sind das Street-Art-Werke auf Leinwand, gemalt und gesprayt.
Ulrike Theusner zeigt Zeichnungen und Drucke, Moritz Schleime Ölmalerei, Benedikt Braun stellt Installationen aus. Von Till Lindemann ist Objektkunst zu sehen.
100 Jahre Bauhaus
Die Ausstellung ist ein weiterer Beitrag der Kunstmuseen im Rahmen des Jubiläums „100 Jahre Bauhaus“.
Das historische Bauhaus in Weimar und Dessau zeichnete sich nicht nur durch die bewusste Engführung von handwerklicher, technischer und künstlerischer Ausbildung aus, sondern auch dadurch, dass Gruppenprozesse in der Studentenschaft wesentlich für das kreative Arbeitsklima waren. Diese Traditionen wurden an der Weimarer Hochschule für Architektur und Bauwesen wiederbelebt, als 1993 die Fakultät Gestaltung (heute: Kunst und Gestaltung) gegründet wurde. Mit ihr kehrten nach langer Zeit die freien künstlerischen Disziplinen an die Hochschule zurück. Seit 1996 steht im Namen der Universität wieder der Begriff „Bauhaus“, der vor allem international als ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Hochschullandschaft wahrgenommen wird und die historische Referenz als Anspruch im Jetzt formuliert.
Förderer
Mit freundlicher Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei, der Sparkasse Mittelthüringen und des Hotels Zumnorde Erfurt
25. Januar, 18 Uhr
Finissage und Rundgang mit dem Künstler Marc Jung
im Anschluss Musik mit DJ Beathova
Eintritt frei