Erich Heckel – Handzeichnungen und Druckgrafik aus der Sammlung des Angermuseums

19.10.2017 10:00 – 28.01.2018 18:00

Im Grafikkabinett des Erfurter Angermuseums findet die Ausstellung „Erich Heckel – Handzeichnungen und Druckgrafik aus der Sammlung des Angermuseums“ statt.

Farbige Blumen in einer Vase
Erich Heckel: Glockenblumen, 1922. Aquarell, 66,3 x 50 cm, Erworben 1936, Leihgabe des Erfurter Kunstvereins Bild: © 2017 Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen, Foto: Stadtverwaltung Erfurt/Dirk Urban Erfurt
28.01.2018 18:00

Erich Heckel – Handzeichnungen und Druckgrafik aus der Sammlung des Angermuseums

Genre Ausstellung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt, Kulturdirektion, Kunstmuseen
Veranstaltungsort Angermuseum Erfurt, Anger 18, 99084 Erfurt
workTel. +49 361 655-1651+49 361 655-1651

Blick in die Ausstellung

Video: Video zur Heckel-Ausstellung im Angermuseum © Stadtverwaltung Erfurt

Erich Heckel im Erfurter Angermuseum

Foto: Lebensstufen 1922/24, Wandmalerei im Angermuseum Erfurt, Sekkotechnik Foto: © Stadtverwaltung Erfurt/Dirk Urban

Was verbindet Erich Heckel und Erfurt?

Der Erfurter Kunstverein zeigte bereits 1907 Werke des Mitbegründers der Dresdner Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ im Angermuseum.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstand hier eines seiner Hauptwerke: Das Wandbild „Lebensstufen“ (1922/24). Es gehört zu den wichtigsten noch erhaltenen Raumausmalungen des deutschen Expressionismus. Besucher aus der ganzen Welt würdigen heute dieses einzigartige Monumentalbild im sogenannten „Heckel-Raum“ des Angermuseums. Im Jahr 2017 konnte hier die Lichtsituation mit generöser finanzieller Unterstützung eines privaten Förderers optimiert und zeitgemäßen konservatorischen Anforderungen angepasst werden. Für das Angermuseum ist das ein willkommener Anlass, um Erich Heckels Arbeiten auf Papier ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen.

Wasserfarben-Malereien, Pinselzeichnungen, Kaltnadelradierungen und Holzschnitte aus der Zeit zwischen 1913 und 1963, die in der Grafischen Sammlung bewahrt werden: Die Erfurter Sammlung umfasst mehr als 70 grafische Arbeiten aller Schaffensphasen des Künstlers, darunter kaum bekannte Wasserfarbenmalereien der 1930er Jahre.

Spiegelt sich in den frühen expressionistischen Holzschnitten die Formensprache einer jungen, rebellischen Künstlergeneration wider, so schwingt in den Stillleben und Landschaften der Zwischenkriegszeit die Last bedrückender Erfahrungen mit: Intoleranz gegenüber modernem Kunstschaffen und gesellschaftliche Spannungslagen. Vor diesem Panorama entwickelte Erich Heckel eine Bildsprache, die die Kunst des 20. Jahrhunderts wesentlich beeinflusste und bis heute bereichert.

Erstmals zu sehen sind 29 der sogenannten „Jahresblätter“ aus dem Zeitraum zwischen 1936 und 1968. Es handelt sich dabei um Holzschnitte, die als Neujahrsgruß vom Künstler auf dem Postwege an Freunde und Vertraute versandt wurden. Sie stammen aus der Sammlung des Erfurter Kunsthistorikerpaares Herbert und Magdalene Kunze und belegen, dass Heckel über Zeiten und Diktaturen hinweg bis zu seinem Lebensende mit ihnen und Erfurt freundschaftlich verbunden war. Familie Kunze lag viel daran, nach 1945 zur Rehabilitierung des Künstlers beizutragen, denn Heckel zählte im Nationalsozialismus zu den am meisten geächteten Künstlern. Im Kontext der Aktion „Entartete Kunst“ verlor auch das Erfurter Museum 1937 über 40 Arbeiten auf Papier von Heckel sowie dessen Gemälde „Vorgebirge“, welches sich heute im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster befindet. In späteren Jahren konnte das Angermuseum einige Werke ankaufen, andere kamen als Schenkungen von Privatpersonen, unter ihnen das Sammlerpaar Rudolf und Ilse Franke, sowie aus dem Nachlass des Künstlers ins Museum.

Zu den jüngsten Zugängen zählt das Blumenbild „Magnolien“ (1963) aus dem Spätwerk Heckels, eine Wasserfarbenmalerei auf Papier, die 2013 als großzügige Gabe des Bonner Rechtsanwaltes Hermann Marx und seiner Gattin Eleonore an das Kunstmuseum seiner Heimatstadt Erfurt gelangte.

Die Ausstellung steht in Korrespondenz mit der Sonderausstellung „Helmut Macke: Im Dialog mit seinen expressionistischen Künstlerfreunden“, die auf das vitale künstlerische Netzwerk der Expressionisten verweist.

Sie ist bis 7. Januar 2018 im Angermuseum Erfurt zu sehen und zeigt auch mehrere Werke von Erich Heckel, darunter aus der Gemäldesammlung die „Gebirgslandschaft“ (1924) mit ihrem motivischen Bezug zur Wandmalerei im Erdgeschoss des Angermuseums.

Biografie Erich Heckel

Foto: Erich Heckel: Selbstbildnis, 1917. Holzschnitt, Erworben 1947, Ankauf von Privat Foto: © 2017 Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen Foto: Stadtverwaltung Erfurt/Dirk Urban

Erich Heckel wurde 1883 in Döbeln/Sachsen geboren. In der Schule freundet er sich mit Karl Schmidt-Rottluff an. Nach dem Abitur 1904 beginnt er ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Dresden. Dort lernt er die ersten seiner expressionistischen Wegbegleiter kennen: Mit Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl gründet Heckel 1905 die Künstlergruppe „Die Brücke“ in Dresden. 1906 begegnet er Max Pechstein und überzeugt ihn, sich der „Brücke“ anzuschließen. Ab 1911 lebt er zusammen mit seiner späteren Ehefrau Sida Riha (Siddi) in Berlin. Dort dominieren Motive aus der Großstadt und aus dem Zirkus; er macht wichtige Bekanntschaften, unter anderem mit Walter Kaesbach, dem späteren Museumsdirektor in Erfurt. 1913 wird „Die Brücke" aufgelöst. 1915 bis 1918 leistet Heckel freiwillig Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg (unter Walter Kaesbach). 1919 wird Heckel in den Kreis um Stefan George eingeführt (ihm selbst begegnet er jedoch nie), was sich inhaltlich im Erfurter Wandbild „Lebensstufen“ abbildet: Den Auftrag zur Ausmalung des Raumes im Erdgeschoss des Angermuseums (heute „Heckel-Raum“) erhält der Künstler im Jahr 1921, die Finanzierung übernimmt der Mäzen und Sammler expressionistischer Kunst Alfred Hess, für dessen Gästebuch Heckel in dieser Zeit ein Deckblatt entwirft. Bereits 1933 wird Heckels Kunst als „entartet“ diffamiert, er selbst 1937 mit Ausstellungsverbot belegt. Durch einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg verliert er seine Berliner Atelierwohnung und mit ihr sämtliche Druckstöcke und zahlreiche Werke. Mit seiner Familie übersiedelt der Künstler 1944 an den Bodensee. Von 1949 bis 1955 ist er als Professor an der Kunstakademie Karlsruhe tätig. Im Januar 1970 verstirbt Erich Heckel in Radolfzell.

Begleitprogramm zur Ausstellung

Eröffnung der Ausstellung

  • Donnerstag, 19. Oktober 2017, 18 Uhr

Wochenende der Grafik

Eine Initiative der Grafischen Sammlungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.

  • Samstag, 11. November, 16 Uhr, Kuratorenführung durch Ausstellung und Grafik-Depot
  • Sonntag, 12. November, 11 Uhr, Kuratorenführung durch Ausstellung und Grafik-Depot

Führungen mit Judith Sünderhauf, Universität Erfurt

  • Dienstag, 28. November, 17 Uhr
  • Dienstag, 5. Dezember, 17 Uhr
  • Dienstag, 19. Dezember, 17 Uhr
  • Dienstag, 16. Januar, 17 Uhr

Führungen für Schulklassen mit Kuratorin Cornelia Nowak

Anmeldung unter Tel. 0361 655-1653 oder per E-Mail möglich

Kunstpause am Mittag – 10 Minuten Kunstbetrachtung

  • immer mittwochs, 13 Uhr (Eintritt frei)

Grafiksprechstunde

  • dienstags 17 - 18 Uhr, Voranmeldung unter Tel. 0361 655-1653

Sie können Grafiken aus Ihrem Besitz vorlegen. Wir beantworten Ihre Fragen.

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