Helmuth Macke. Im Dialog mit seinen expressionistischen Künstlerfreunden
Seinen Kommilitonen Heinrich Campendonk und Wilhelm Wieger blieb er zeitlebens verbunden, ebenso dem väterlichen Freund Heinrich Nauen. Sein Vetter August Macke war ihm wie ein Bruder. Zu seinen Künstlerfreunden gehörte auch Franz Marc, bei dem er ein Jahr lang im bayrischen Sindelsdorf lebte. In Süddeutschland lernte Macke die Protagonisten der Münchener Kunstszene und Akteure der Neuen Künstlervereinigung kennen und erlebte die Entstehung des Blauen Reiters durch Wassily Kandinsky und Franz Marc unmittelbar mit. Später tauchte er in Berlin in den Kreis der Künstlergruppe Brücke ein. Vor allem Erich Heckel stand ihm nahe.
Werkphasen
Helmuth Macke hat ein eigenständiges, ausdrucksstarkes Werk mit expressiven Landschaften, Porträts und Stillleben geschaffen. Und doch ist er, der Jüngste in diesem Kreis, in Vergessenheit geraten. Die Ausstellung wirft nun ein neues Licht auf den Künstler und beleuchtet seine Persönlichkeit und seinen Werdegang erstmals im Dialog mit den Arbeiten seiner expressionistischen Künstlerfreunde. Präsentiert werden 72 Werke von Helmuth Macke aus allen Schaffensphasen sowie 39 Bilder von künstlerischen Weggefährten wie August Macke, Heinrich Campendonk, Erich Heckel, Heinrich Nauen, Gabriele Münter, Max Pechstein und Wilhelm Wieger.
Vom frühen Werk über die expressionistischen Jahre in Krefeld, München und Berlin fällt der Blick auf die 1920er Jahre mit einer reifen, sich später zum Lyrischen wendenden Werkgruppe. Als Soldat im Ersten Weltkrieg musste er seine künstlerische Laufbahn unterbrechen und den Verlust seiner besten Freunde, August Macke und Franz Marc, verkraften. Der Blick auf das Schaffen wird abgerundet durch die auf Reisen und während seines Aufenthalts als Stipendiat der Villa Massimo in Rom entstandenen Bilder sowie die Werke aus den letzten Jahren in Hemmenhofen am Bodensee, wo sich in den 1930er Jahren eine Kunstszene des inneren Exils entwickelte. Seine Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen im Kontext mit seinen kunsthandwerklichen Arbeiten präsentieren Helmuth Mackes ebenso faszinierendes wie vielfältiges Werk, darunter bisher noch nie gezeigte Arbeiten.
Im Angermuseum Erfurt kann die Ausstellung unmittelbar an die Sammlung anknüpfen und die enge Vernetzung der expressionistischen Künstler untereinander vor Augen führen. Als Helmuth Macke in Berlin eintraf, befand sich sein Atelier in enger Nachbarschaft zu dem von Erich Heckel. In die Kunstszene führten ihn Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein ein. Den Kontakt hatte Franz Marc hergestellt.
Walter Kaesbach, Direktor des Städtischen Museums Erfurt, war nicht nur mit Erich Heckel und Helmuth Macke, sondern auch mit dem Krefelder Künstlerfreund Heinrich Nauen eng verbunden. In der Sammlung des Erfurter Mäzens Alfred Hess trafen die Bilder der expressionistischen Künstler aufeinander. Während Mackes Lehrer Johan Thorn Prikker im Krefelder Museum unter Beteiligung von Helmuth Macke 1923/24 großformatige Wandmalereien mit dem Titel "Die Lebensalter" schuf, führte der mit beiden befreundete Heckel seinen Zyklus "Lebensstufen" im Erfurter Angermuseum aus. Helmuth Macke selbst erhielt in den 1920er Jahren bedeutende Aufträge für Wandmalereien.
Die Tendenzen zum Gesamtkunstwerk waren überall spürbar. Erstmals wird im Rahmen der Ausstellungstournee zu Helmuth Macke, bei der es sich um ein Kooperationsprojekt fünf deutscher Museen handelt, ein von Helmuth Macke eigenhändig bemaltes achtteiliges Schlafzimmer-Ensemble museal präsentiert.
Ein reich bebildertes Buch, herausgegeben von Ina Ewers-Schultz, dokumentiert begleitend den Künstler in allen seinen Facetten.
Mit der Ausstellung "Erich Heckel – Handzeichnungen und Druckgrafik aus der Sammlung des Angermuseums", die vom 19.10. 2017 bis 28.01.2018 im Grafischen Kabinett präsentiert wird, erweitert das Angermuseum Erfurt den Blick auf die expressionistische Kunst.
Kuratorenführungen:
So 24.09.2017, 11 Uhr; Di 10.10., 15 Uhr; Di 5.12., 15 Uhr
Öffentliche Führungen (jeweils 15 Uhr):
So 15.10., So 29.10., So 12.11., Di 21.11, Di 12.12., So 07.01.
"Kinder begegnen Kunst", mit Constanze Fuckel, Imago e. V.
dienstags, 03.10., 07.11., 05.12., jeweils 16-18 Uhr (freier Eintritt)
Vorträge, jeweils 18 Uhr (Eintritt frei)
Di 10.10.
Das besondere Gespräch
Dr. Til Macke, der Enkel von August Macke, im Dialog mit der Kuratorin der Ausstellung, Dr. Ina Ewers-Schultz, und Burkhard Leismann, Bearbeiter des Werkverzeichnisses von Helmuth Macke.
Di 24.10.
„Den Sinn des Gebäudes vollenden“. Figurative Wandmalereien am Beginn des 20. Jahrhunderts. Johan Thorn Prikker, Helmuth Macke, Heinrich Nauen, Heinrich Campendonk und Erich Heckel
Dr. Christiane Heiser, Kunsthistorikerin, Köln
Di 14.11.
Aufbruchsstimmung im Westen: Helmuth Macke und die Krefelder Kunstszene um 1900
Dr. Martina Padberg, Kunsthistorikerin, Bonn
Di 05.12.
Im Kampf um die Kunst. Von Netzwerken und Netzwerkern
Dr. Ina Ewers-Schultz, Kunsthistorikerin, Köln, Kuratorin der Ausstellung