Kurzinterview mit dem Kulturdirektor Dr. Christian Horn
Fünf Fragen an den Kulturdirektor der Stadt Erfurt
Was bedeutet Kultur für Sie persönlich?
Kultur bedeutet für mich vor allen Dingen, dass ich mich an einem Ort befinde, an dem ich gern sein möchte, der Atmosphären hat, mit dem ich etwas verbinden kann, wo ich froh und zufrieden bin. Und Kultur bedeutet zweitens für mich, dass ich in Freiheit das denken kann und tun kann, was ich möchte, und dass ich in Vielfalt von Meinungen und unterschiedlichen Positionen mein Leben gestalten kann. Das natürlich immer im Hinblick darauf, dass das im Sinne des Gemeinwohls passiert. Insofern ist Kultur auch immer ein Aushandlungsprozess für mich.
Wo sehen Sie die große Stärke der Erfurter Kulturlandschaft?
Die Erfurter Kulturlandschaft ist schon sehr stark aufgestellt durch museale Angebote, durch eine sehr lebendige Soziokultur, sicherlich auch durch die Oper Erfurt, die aber ein Eigenbetrieb ist, nicht in Zuständigkeit der Kulturdirektion. In dieser Vielfalt ist die Erfurter Kultur unheimlich stark.
Ich glaube, wo wir jetzt nachlegen müssen, ist die Positionierung in der öffentlichen Wahrnehmung durch digitale Lösungen, durch bauliche Lösungen, die Dinge einfach noch stärker in die Öffentlichkeit, auch ganz buchstäblich in den städtischen Raum hineinzutragen.
Haben Sie bereits Herausforderungen im Blick, die Sie angehen möchten?
Ja, die habe ich mit dem Amtsantritt mit in mein Pflichtenheft geschrieben bekommen. Das heißt, die Museumskonzeption ist ja schon längst in der Diskussion, auch durch das Actori-Gutachten. Die muss nun weiter untersetzt werden. Perspektivisch muss auch die Kulturkonzeption für Erfurt neu erarbeitet werden. Das sind große Aufgaben.
Kurzfristig und mittelfristig wollen wir aber vor allen Dingen auch überlegen, wie wir über Internetseiten, wie wir über die digitale Sichtbarkeit das vorhandene Angebot stärken können.
Wie geht die Arbeit am Museumsentwicklungskonzept weiter?
Am Museumsentwicklungskonzept arbeiten wir natürlich mit den Kolleginnen und Kollegen der Museen und den Experten im Dezernat und untersetzen das nun mit unterschiedlichen Szenarien. Was mir persönlich sehr lohnenswert erscheint, ist, über die Institution Museum auch heute und morgen nachzudenken. Mein Eindruck ist, Museen wurden historisch sehr stark immer als Bauten primär betrachtet, sehr repräsentative, sehr mächtige Bauten. Meines Erachtens sind Museen heute sehr viel mehr multidimensionaler, digital, über Räume verteilt.
Deshalb würde ich dafür plädieren: Wir müssen auch im Hinblick auf ein neues Museumsgebäude für das Geschichtsmuseum nachdenken. Aber wir sollten Museumskonzeption wirklich als ein Gesamtkonzept, nicht primär als ein bauliches Konzept diskutieren und auch entwickeln.
Wenn Sie unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten hätten: Was wäre Ihr Traum für die Erfurter Kultur?
Also ein wenig pragmatisch geantwortet: die Depot-Situation sehr gründlich mit einem Neubau zu lösen und auch die Situation für die Geschichtsmuseen, also das stadtgeschichtliche Museum und das Museum für Thüringische Volkskunde, zu verbessern.
Wenn ich wirklich ein wenig rumspinnen dürfte, wäre es schön, viel mehr Kunst und Kultur im öffentlichen Raum durch Installationen, vielleicht auch durch kurzfristige Interventionen zu sehen. Ich habe den Eindruck, Erfurt hat sehr viel Kunst und Kultur. Wenn ich mich aber durch die Stadt bewege, werde ich darauf nicht sofort aufmerksam. Wenn man das vielleicht noch stärker entwickeln kann, dann ist, glaube ich, dem Image der Stadt auch noch mal ein schöner positiver Impuls gesetzt.