Analoge trifft digitale Kunst in der Galerie Waidspeicher
Grafikerin und Malerin Uta Hünniger zeigt ihre Arbeiten
Die Grafikerin und Malerin Uta Hünniger (geboren 1954 in Weimar) gehörte zu DDR-Zeiten zu den wichtigsten systemunabhängigen Akteurinnen im Untergrund-Kunstbetrieb Ost-Berlins. Unter dem Pseudonym Viola Blum veranstaltete sie intermediale Happenings in ihrem Atelier, die bildende Kunst, Literatur und Musik miteinander verbinden sollten. Zeichnungen und Grafiken dienten und dienen ihr zur künstlerischen und menschlichen Selbstbehauptung, entgegen den gestalterischen Vorgaben der Kunstakademie, der Doktrin des Staatsorgans oder den Erwartungen der (männlichen) Mitstreiter im Kunstbetrieb.
Uta Hünniger hat es geschafft, ihre Arbeitsweise ins Digitale zu überführen, sodass erstmals eine Serie von digitalen Malereien gezeigt wird, mit denen sich die Künstlerin seit 2020 beschäftigt. Zu sehen sind außerdem Tuschzeichnungen, Malereien und Objekte aus den letzten 40 Schaffensjahren.
Die Corona-Zeit hat die Künstlerin dazu gebracht, ihre eigenen Arbeiten neu zu entdecken – und sie mit moderner Technik wieder zum Leben zu erwecken. Vor allem Arbeiten aus ihrem Frühwerk haben Uta Hünniger zum Spiel mit der Malerei eingeladen und – so die Erfurterin – in einen wahren „Farbrausch“ versetzt. Den Pinsel hat sie gegen das Tablet getauscht. „So bin ich zu Hause in meinem Bild und male es doch weiter“, sagt Hünniger. „Ich bin im Digitalen so sicher geworden, dass es wie der Umgang mit dem Pinsel ist. Technik mit Handwerk zu verbinden, macht mir großen Spaß. Ich bin mir sicher, Albrecht Dürer hätte das auch gemacht.“ Für Kurator Philipp Schreiner bestand die Herausforderung darin, die digitalen Arbeiten wieder ins Analoge zu übertragen. „Wir mussten ein Medium finden, dass den Arbeiten gerecht wird“, sagt Schreiner. Und so finden sich neben den ursprünglichen Gemälden von Uta Hünniger z. B. Risografien der digitalen „Neuauflagen“. „So ist ein spannender Dialog zwischen analoger und moderner Malerei entstanden, der, wie der Ausstellungstitel es verrät, zum Déjà-vu-Effekt führt“, so der Kurator.
Die Einzelausstellung wird punktuell bereichert durch Arbeiten von Uta Hünnigers Töchtern. Lilian Hünniger hat drei Tieraquarelle beigetragen. Sie hat über die Liebe zur Natur zur Malerei gefunden und bringt mit Aquarell, Feder und Tusche einheimische Vögel aufs Papier. Gene Hünniger ist Meisterschülerin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Ähnlich wie bei den aktuellen Arbeiten ihrer Mutter steht auch bei Gene Hünniger das Motiv der Wiederholung im Zentrum: Ursprung ihrer Arbeiten ist die Fotografie eines Baumes, den sie in immer wieder neuen Perspektiven und Schattierungen neu erfindet.