Doppelausstellung in der Galerie Waidspeicher
Werke von Anica Seidel und Barbara Lüdde sind zu sehen
Mit „Two of me“ inszenieren die Künstlerinnen Anica Seidel und Barbara Lüdde eine Ausstellung voller Doppeldeutigkeiten, Ambivalenzen und Kontraste. Ihre Arbeiten sprechen die Sprache des Sowohl-als-auch, sind sowohl leise als auch laut, zart als auch brutal, schwarz als auch weiß. Sie verhandeln komplexe Themen wie Fragen nach der eigenen Identität, Formen von Macht und Unterdrückung, menschlicher Beziehungen oder vermeintlicher Widersprüche von Schein und Sein.
Anica Seidel untersucht in ihren Objekten und Installationen die Wirkung und den Umgang mit Symbolen der Gewalt. Baseballschläger, Messer, Stacheldraht oder diverse Haushaltsgeräte werden zweckentfremdet und mit kritischem Humor zu Klangobjekten oder Gebrauchsgegenständen montiert. Nach einem ersten spielerischen und partizipativen Moment der Erheiterung folgt jedoch schnell Ernüchterung: Der Spaß bleibt im Halse stecken, nachdem wir dem Spielen mit Werkzeugen der Gewalt und Unterdrückung sowie deren harmlosen Klängen erlagen. Bei aller Brutalität liegt Seidels Arbeiten dennoch eine sinnlich wahrnehmbare Komponente inne, die es wahrzunehmen und zu erfahren gilt.
Barbara Lüdde nimmt Betrachterinnen und Betrachter in ihren filigranen Tuschezeichnungen mit in eine Welt der Sub- und Nachtkultur. Kleidung, Tattoos, Accessoires, Haare, Make-up, Habitus – im Monochromen der Graustufen gehalten, zeichnet sie Bilder von komplexen Identitäten, speziellen Symbolen und sozialen Codes, die es zu entschlüsseln gilt. Lüddes fiktive Figuren wollen mehr als nur Teil einer Jugendbewegung sein, sondern stehen für Fragen nach Lebensgefühl, Emotionen und sozialem Status in einer vom Kapitalismus geprägten Konsumgesellschaft. Hinter den harten Fassaden und Maskeraden steckt jedoch eine zeitgenössische Empfindsamkeit, die sich erst auf den zweiten Blick offenbart.
Die Duo-Ausstellung wird ergänzt durch eine 13-minütige Soundarbeit von Elinor Lüdde „Corecass“. Zu hören ist sie dreimal täglich: 11:13 Uhr, 13:13 Uhr und 15:13 Uhr.
Zu den Künstlerinnen
Anica Seidel, geboren 1988 in Quedlinburg, hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien sowie Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar studiert. 2021/22 absolvierte sie ein Gaststudium bei Monica Bonvicini an der Universität der Künste Berlin, das sehr prägend für ihre heutige Arbeitsweise gewesen ist. Wichtige Gruppenausstellungen, in denen sie vertreten gewesen ist, waren unter anderem „Parallele Narrative“, 2022 bei Setareh in Berlin, „Schuldiger Realismus“ in der Galerie Anton Janizewski, 2022 in Berlin und „Hostile Imaginary“ bei gr_und, 2024 in Berlin. Vom 23. Juni bis 3. November dieses Jahres werden ihre Werke außerdem in der Ausstellung „Klangkörper. Künstlerische Musikinstrumente“ im Kunstmuseum Heidenheim zu sehen sein. Seidels Objekte sind durch verschiedene Kooperationen immer wieder Teil von Musikvideos, wie etwa von der Rapperin Haiyti oder dem Musiker Maeckes. Anica Seidel ist Teil des Künstler-Kollektivs „Gift“. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Barbara Lüdde, geboren 1985 in Weimar, hat an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig studiert. 2020 war sie Gastdozentin für den Bereich Zeichnung an der Bauhaus Universität Weimar. Wichtige Ausstellungen in den letzten Jahren waren unter anderem ihre Solo-Show „Kissing Without Penetration“ 2021 in der Galerie Laetitia Gorsy, Leipzig, ebenfalls solo mit dem Titel „YouMeMeYou“ bei Feinkunst Krüger, die Gruppenausstellung „Sports Illustrated“ bei Arsenal Contemporary Art, 2022 in New York City, und im Museum Villa Stuck, 2024 in München. 2021 erhielt sie ein Stipendium des Goldrausch-Künstlerinnenprojekts, Berlin. Außerdem sind ihre Werke in öffentlichen Sammlungen vertreten, wie den Grafik-Sammlungen des Museums für Kunst & Gewerbe Hamburg oder des Stadtmuseums Berlin. Barbara Lüdde ist Teil des Künstler Kollektivs „Gift“. Sie lebt und arbeitet in Hamburg und Berlin.