„33 Geistesblitze“ – Antifaschistische Fotomontagen in der Kunsthalle Erfurt

04.03.2024 15:54

Am Donnerstag, dem 7. März, wird um 18:00 Uhr die Ausstellung „33 Geistesblitze. Antifaschistische Fotomontagen von John Heartfield, 2024 neu gelesen“ eröffnet.

Foto: : Antifaschistische Fotomontagen von John Heartfield – hier sein berühmtes Motiv „Der Sinn des Hitlergrußes“ von 1932 – in der Ausstellung „33 Geistesblitze“ Foto: © Emma Stuflesser

Unter anderem werden Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein und Landesbischof Friedrich Kramer Grußworte halten. Ministerpräsident Ramelow wird in die Ausstellung einführen. Das Ausstellungsprojekt von Prof. Dr. Patrick Rössler (Universität Erfurt) und Michael Tallai (Geschäftsführer der Funke Medien Thüringen) ist an der Schnittstelle von Kunst und Politik angesiedelt und wird in Kooperation mit der Kunsthalle Erfurt gezeigt.

Das Wahljahr 2024 droht für Thüringen tiefgreifende Veränderungen mit sich zu bringen. Noch niemals seit der Wende 1989/90 war die Gefahr so groß, dass rechtsextreme und rechtsradikale Parteien auf allen politischen Ebenen Mehrheiten erringen können. Die bereits bestehende Spaltung der Gesellschaft würde sich in diesem Fall vertiefen, Rassismus und Ausländerhass weiter zunehmen.

Prof. Dr. Patrick Rössler und Michael Tallai möchten mit einem privaten Ausstellungsprojekt auf historische Parallelen zu dieser aktuellen Entwicklung hinweisen. Ab dem 8. März 2024 werden in der Erfurter Kunsthalle 33 Fotomontagen von John Heartfield gezeigt. Der einstige Dadaist kämpfte seit 1930 mit seinen Montagen zur Zeitgeschichte gegen den Aufstieg des Faschismus in Deutschland an – ab 1933 aus dem Exil, und letztlich vergeblich.

Dennoch markieren die über 200 künstlerisch herausragenden Blätter, die er ganzseitig in der Wochenzeitschrift AIZ – einer Gründung des gebürtigen Erfurters Willi Münzenberg – veröffentlichte, einen wichtigen Kristallisationspunkt des Widerstands gegen den menschenverachtenden Ungeist seiner Epoche.

„Ein Stimmenanteil von 33,1 Prozent reichte der NSDAP bei den Wahlen im November 1932, um das Deutschen Reich unregierbar zu machen; die Konsequenzen der Machtübergabe 1933 und zwölf Jahren Hitlerregime, Millionen Kriegstote und Opfer des Holocaust sind hinlänglich bekannt. Aus Geschichte lernen heißt auch, sie sich aus gegebenem Anlass wieder vor Augen zu führen und neu zu bewerten", so die beiden Initiatoren der Ausstellung.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Erfurt zeigt die gedruckten Originalwerke, begleitet von aktuellen Kommentaren und Einordnungen durch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Thüringens. Neben anderen teilen der Ministerpräsident des Freistaats, Bodo Ramelow, und der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, ihre aktuellen Gedanken angesichts von Heartfields Montagen mit, ebenso wie hochrangige Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen, öffentlichen Einrichtungen, Verbänden und Institutionen. Der Bogen spannt sich von einer 103-jährigen Erfurterin, die selbst noch den Nazi-Terror miterleben musste, bis hin zu einer Studentin aus der heutigen Generation, deren Zukunft bei einem politischen Rechtsruck besonders bedroht sein könnte.

Zusätzlich soll eine Podiumsdiskussion mit einer Auswahl der Kommentatorinnen und Kommentatoren einen öffentlichen Diskurs anstoßen, um die Gefahren einer faschistisch orientierten Politik gerade angesichts der bevorstehenden Wahlen in Thüringen (und anderswo) in Erinnerung zu rufen.

Ergänzend sollen die Begleittexte mit den Heartfield-Motiven in einer Broschüre und auf einer Website – als virtuelle Ausstellung – dokumentiert werden. Zudem wird im Nachgang möglichst eine Roll-up-Ausstellung erarbeitet, die im Anschluss an die Präsentation in der Erfurter Kunsthalle an verschiedenen Orten in Thüringen (zum Beispiel Schulen, Kulturzentren, Sparkassen) niederschwellig und kostenfrei gezeigt werden kann und Diskussionen bis zur Thüringer Landtagswahl im September 2024 anregen soll.