New York, London, Berlin – Kunsthalle zeigt Einblicke in den Großstadtalltag
Ausstellung von Gudrun Kemsa läuft bis zum 7. Mai
In ihren Arbeiten entführt sie die Betrachtenden in die alltägliche Kulisse internationaler wie deutscher Großstädte. Vorübereilend oder reglos wartend vor Geschäften oder Straßenkreuzungen – aus dem rauschenden Großstadtalltag löst Gudrun Kemsa zwischenmenschliche Szenen zwischen den anonymen Protagonistinnen und Protagonisten heraus und stellt diese in den Mittelpunkt. Die Personen sind stellvertretend für Millionen Passantinnen und Passanten, die ihren unbekannten Zielen zusteuern. Mit dem Kontrast von natürlichem oder künstlichem Licht modelliert Gudrun Kemsa Menschen und Architektur in dramatischen wie eindrücklichen Momenten der Stille oder entrückten, seltsam zeitlosen Zuständen.
„Street Photography gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts, aber Gudrun Kemsa hat diesem fast schon traditionellen Medium eine neue Note hinzugefügt“, so Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, Direktor der Erfurter Kunstmuseen. Er brachte den Vorschlag zum Ausstellungstitel „Urban Desire“. „,Desire‘ deshalb, weil Metropolen eine riesige Faszination ausüben“, so Schierz. „So unlebenswert das Leben in Großstädten aufgrund der Verdichtung von Verkehr, Menschen und Technik auch ist, so sind sie dennoch anbetungswürdige Objekte unseres globalen Alltags, Stein und Glas gewordene Verheißungen. Viele Menschen wollen in diesen Städten arbeiten und leben.“
Der ursprüngliche Titel der Ausstellung lautete „New York, New York“. Dort hat Gudrun Kemsa Verwandtschaft, ist regelmäßig zu Besuch. Ein großer Teil der Werke stammt aus New York.. „Die Stadt ist unglaublich hektisch, als würden die Menschen ums Leben kämpfen“, so Kemsa. „Aber es ist eine faszinierende Glitzerwelt.“ Die wird auch in den Motiven deutlich: den Geschäften namhafter Modemacher zum Beispiel. Auffällig: Es sind keine Fahrzeuge zu sehen. „Eigentlich wollte ich diese Flagship Stores nie fotografieren, aber davor dürfen keine Autos parken“, sagt Kemsa. „Ich suche die Ruhe in der Stadt.“ Bei ihren Touren „jagt“ sie besondere Lichtmomente. Unterwegs ist sie von mittags bis nachts, mit einer Mittelformatkamera. Letztendlich entstehen Panoramaformate – an diesen Blick hat Gudrun Kemsa sich gewöhnt, nachdem sie in den frühen 1990er Jahren mit einer Panoramakamera fotografierte.
Über Gudrun Kemsa
Gudrun Kemsa (geboren 1961) wuchs in Bad Hersfeld auf und lebt in Düsseldorf. Von 1980 bis 1990 studierte sie an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Seit 2001 hat sie eine Professur an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld inne. Für ihre Arbeiten erhielt sie mehrfach nationale und internationale Preise und Stipendien. Kemsas Werke werden auf nationalen und internationalen Ausstellungen und Festivals gezeigt und sind in privaten wie öffentlichen Sammlungen vertreten.
Begleitprogramm
Zur Ausstellung werden mehrere öffentliche Führungen sowie die kostenlose Kunstpause am Mittwoch angeboten. Am 30. April um 11:15 Uhr gibt es die Möglichkeit, die Künstlerin selbst bei einer Führung durch ihre Ausstellung zu begleiten und mit ihr über ihre Arbeit ins Gespräch zu kommen.
Gefördert wird die Präsentation von der Sparkasse Mittelthüringen sowie der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.
Ausblick
Ab dem 17. März wird im Renaissancesaal der Kunsthalle Erfurt und dem Bereich davor die Ausstellung „Stille Zeugen“ des Erfurter Kunstvereins gezeigt. In Kooperation mit der Kunsthalle Erfurt werden Fotografien von Christian Rothe sowie eine Soundinstallation von Ludwig Berger präsentiert. Die Arbeiten entstanden auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald.