„Das Dritte Land zwischen Poetik und Politik“: Online-Vorträge zur Publikation über den Künstlergarten

06.12.2021 09:46

Am Donnerstag, dem 9. Dezember 2021, findet um 10 Uhr als Videokonferenz (Zoom-Meeting) eine Vortragsveranstaltung begleitend zur Publikation „Das Dritte Land zwischen Poetik und Politik“ statt.

Publikation über Entstehung und Entwicklung des Gartens

Bild einer Kunstinstallation im Freien
Foto: Künstlergarten „Das Dritte Land“ im Bereich des Berliner Kulturforums Foto: © Dongryong Han

Anlässlich der zweijährigen Präsenz des Künstlergartens „Das Dritte Land“ der koreanischen Künstler Kim Seung Hwoe und Han Seok Hyun auf dem Berliner Kulturforum sowie dessen baldigen Umzugs auf den Petersberg in Erfurt auf Initiative der Kunsthalle Erfurt wird der Katalog „Das Dritte Land zwischen Poetik und Politik“ erscheinen. Die Publikation dokumentiert das Entstehen dieses Gartens sowie seine bisherige Entwicklung in Berlin. Dazu beleuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in verschiedenen Texten „Das Dritte Land“ aus kunsthistorischen, transkulturellen, politischen sowie ästhetischen Perspektiven. Der Künstlergarten entfaltet als Kunstwerk eine Bedeutung, die von der geschichtlichen Dynamik der Überwindung von Grenzen handelt. Er verändert zwar durch die Jahreszeiten sein Bild, bleibt aber als Kunstwerk im öffentlichen Raum immer ein Forum der Begegnungen und Refugium mitten in der Stadt.

Drei Online-Vorträge und ein Talk

Die Online-Veranstaltung lädt zu drei Vorträgen ein. Prof. Dr. Lee-Kalisch (Kunsthistorikerin, Ostasiatische Kunstgeschichte (a.D.), Freie Universität Berlin) zeigt ausgehend von dem Konzept der „True-View“-Landschaftsmalerei und der kosmologischen Idee von „Knochen und Adern“ in der koreanischen Gartenästhetik, wie der Künstlergarten „Das Dritte Land“ die koreanische Geografie und Kunstgeschichte ästhetisch neu interpretiert und mit Energie auflädt.

Dr. Jung-Hwa Kim (Landschaftshistorikerin, Postdoktorandin, Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut) spricht über Bedeutungsverschiebung des transnationalen Pflanzentransfers zwischen Deutschland und Korea im 19. Jahrhundert und in der Gegenwart anhand ausgewählter Beispiele aus dem Botanische Garten und dem Ethnologischen Museum in Berlin sowie dem „Dritten Land“.

Prof. Dr. Michael Mussong (Diplom-Forstwirt, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) berichtet von seiner letzten Forschungsreise nach Nordkorea und seinen Eindrücken über das Verhältnis der Nordkoreaner zur Natur und Ökologie.

Angesichts der Eröffnung des Gartens in Erfurt, wo 2022 die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit begangen werden, will die Online-Veranstaltung in einem abschließenden Talk mit den beiden Künstlern und dem Publikum aus Deutschland und Korea Fragen stellen: Was kann „Das Dritte Land“ als ein Kunstwerk im öffentlichen Raum über politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Deutschland und Korea erzählen? Und unter welchen Gesichtspunkten kann sich der Künstlergarten als prozessuales Kunstwerk in Erfurt weiterentwickeln, als ein Ort, der offen ist für andere Kunstformen und Debatten.

Die Moderation der Veranstaltung übernimmt die Kuratorin des Projektes Keumhwa Kim, Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin aus Berlin.

Organisiert wurde die Podiumsdiskussion von der Kunsthalle Erfurt und dem Erfurter Kunstverein mit freundlicher Unterstützung des Korea Art Management Service und des Ministeriums für Kultur, Sport und Tourismus der Republik Korea.

Die Veranstaltung wird sowohl in Deutsch als auch in Englisch simultan übersetzt.

Die Referenten

Prof. Dr. Prof. h.c. Jeong-hee Lee-Kalisch

Jeong-hee Lee-Kalisch ist emeritierte Professorin und ehemalige Leiterin des Lehrstuhls für Kunstgeschichte Ostasiens an der Freien Universität Berlin (2003 – 2021). Ihre Forschungsgebiete umfassen die transkulturellen Aspekte der ostasiatischen Kunst, insbesondere im Bereich der Literatenkunst und des Gartens, der buddhistischen Mahāyāna/Tantrayāna-Kunst und der Kunst entlang der Seidenstraßen. Sie veröffentlichte verschiedene Aufsätze, Ausstellungskataloge und Monografien zu diesen Themen.

Dr. Jung-Hwa Kim

Jung-Hwa Kim ist Landschaftshistorikerin und zurzeit Postdoktorandin im interdisziplinären Programm 4A Laboratory: Art Histories, Archeologies, Anthropologies, Aesthetics in Berlin. Ihre Forschung konzentriert sich auf den globalen Ideentransfer und die Rolle von Politik, Technologie und Pflanzen in der Gartenkunst und den Freiräumen des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie promovierte 2017 an der Seoul National University und arbeitete als Landschaftsarchitektin in mehreren Architektur- und Designbüros in Seoul (2008–2012). Heute ist sie als Dozentin an verschiedenen Universitäten in Südkorea tätig.

Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Mussong

Michael Mussong ist Forstwissenschaftler und seit 1999 Professor für Waldarbeit, Forstliche Verfahrenstechnologie und Walderschließung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit ist er auch für internationale Organisationen als Berater und Gutachter für Waldprojekte tätig. Ein regionaler Schwerpunkt seiner internationalen Tätigkeit stellt Ostasien dar, insbesondere das nördliche China, wo er bereits seit 1994 in Aufforstungs- und Waldbewirtschaftungsprojekten aktiv ist. Im Jahr 2019 organisierte und begleitete er im Auftrag der Welthungerhilfe eine Deutschlandexkursion für eine Gruppe nordkoreanischer Forstleute und nahm im gleichen Jahr an einer Delegationsreise der Freien Universität Berlin nach Nordkorea teil.

Im Jahr 2014 beriet er das waldbezogenes Kunstprojekt „Future Library“ von Katie Paterson.

Keumhwa Kim

Keumhwa Kim ist Kuratorin und Ausstellungsmacherin. Ausgehend von transkulturellen Diskursen bringt sie Künstlerinnen und Künstler sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Korea und Deutschland zusammen und präsentiert transdisziplinäre Praktiken in Form von Ausstellungen, Kunst im öffentlichen Raum oder Workshops. Aktuell untersucht sie künstlerische Positionen, die sich mit dem Phänomen der Natur in Grenzräumen und ihren Erfahrungsmöglichkeiten auseinandersetzen. Der Fokus liegt dabei auf künstlerischen Strategien, die von spezifisch umweltpolitischen und gesellschaftlichen Perspektiven ausgehen, und sich der Verschiebbarkeit der Grenzen zwischen Naturbild und Kunstform befassen.