Grabstätte des Erfurter Malers Friedrich Nerly wurde restauriert
Wie überströmt vom Licht der hochsommerlichen Lagune hat Nerly sie gemalt: die zwischen Venedig und Murano gelegene frühere Klosterinsel San Michele, die zum Ort seiner letzten Ruhe werden sollte. Seit dem frühen 19. Jahrhundert diente die Insel als Friedhof Venedigs, zahlreiche berühmte Künstler sind dort begraben. Im evangelischen Teil des Friedhofs liegen die Grabstätten Nerlys und seiner Ehefrau. Die lange vernachlässigten Grabplatten und die Umrahmung, beide aus weißem Marmor, waren zerbrochen, verschmutzt und verschoben, drei Marmorpfeiler der Gräber beschädigt, die Schrift begann unleserlich zu werden – insgesamt ein unrühmlicher Zustand der letzten Ruhestätte eines berühmten Künstlers. Gemeinsam mit dem Förderverein des Angermuseums fanden sich mehrere weitere Freunde Nerlys zusammen und bündelten ihr Engagement, um das Grab zu retten.
Erfurt verdankt der Nachlassschenkung (1883) des Sohnes Federico Nerly (Venedig 1842 bis 1919 Rom) mit rund 800 Werken nicht nur den weltgrößten Bestand an Werken Friedrich Nerlys d. Ä., sondern auch die 1886 durch das Geschenk veranlasste Gründung des Städtischen Museums, des heutigen Angermuseums. Aus diesem vielspartig konzipierten Haus sind Jahrzehnte später auch das Stadtmuseum und das Naturkundemuseum hervorgegangen. Zu den Glanzpunkten der Gemäldesammlung im Angermuseum Erfurt gehört die von Friedrich Nerly 1838 gemalte „Piazzetta in Venedig bei Mondschein“. Beim Erfurter Gemälde handelt sich um die allererste Fassung der Bildidee, die so beliebt wurde, dass Nerly zeit seines Lebens weitere, variierte Versionen malte.
„Bürgerschaftlichem Engagement ist es zu verdanken, was wir als Stadt rein kommunalrechtlich gar nicht geschafft hätten: eine Grabstätte im Ausland zu pflegen“, so der Beigeordnete für Kultur und Stadtentwicklung, Dr. Tobias J. Knoblich. „Ich finde es nicht nur pietätvoll und aufmerksam, Nerly auf diese Weise zu würdigen. Zugleich wird der prägenden Künstlerfigur gedacht, ohne die Erfurt als Museumsstadt im 19. Jahrhundert wahrscheinlich nicht oder erst viel später auf die Landkarte gefunden hätte. Nerly ist unser Symbol für museales Arbeiten in Erfurt.“
Noch fehlt der frisch restaurierten Grabstätte von Agathe und Friedrich Nerly die Begrünung. Wer mithelfen möchte, eine ansprechende Gestaltung zu ermöglichen, kann sich an den Förderverein „Freunde des Angermuseums“ e. V. wenden.