Wieland Förster. Skulpturen und Zeichnungen. Zum 90. Geburtstag des Bildhauers

20.02.2020 12:17

Der am 12. Februar 1930 in Dresden geborene Wieland Förster zählt zu den herausragenden figürlichen Bildhauern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den fünf Jahrzehnten seines Schaffens entwickelte Förster eine unverwechselbare, ausdrucksvolle Figurensprache, die eigene leidhafte Erfahrungen in der Jugend – das Bombardement der Innenstadt Dresdens, seine Gefangenschaft in einem sowjetischen Speziallager – verarbeitet und in Bilder eines universellen Menschentums überführt. Sich auf den französischen Dichter und Diplomaten Saint John Perse berufend, war es ihm eine innere Verpflichtung, Zeugnis abzulegen vom Menschen im 20. Jahrhundert.

Sonderausstellung vom 23. Februar bis 24. Mai 2020 im Angermuseum Erfurt

Große Skulptur in Ausstellungsraum, an den Wänden Zeichnungen.
Foto: Försters Skulpturen und Plastiken gehören zum Besten, was figürlich bildende Künstler nicht nur in der DDR, sondern in Europa geschaffen haben Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / M. Sauerbrey

Försters Skulpturen und Plastiken gehören zum Besten, was figürlich bildende Künstler in dieser Zeit nicht nur in der DDR, sondern in Europa geschaffen haben. Weibliche und männliche Akte, Torsi zumeist, knüpfen an die Traditionen der Bildhauerei seit Auguste Rodin an, verarbeiten schöpferisch die Einflüsse von Bildhauern der Klassischen Moderne wie Constantin Brâncuși, Hans Arp und Henry Moore, beziehen deren stringente Formvorstellungen jedoch immer wieder auf den menschlichen Körper, vergegenwärtigen menschliche Erfahrungen von Schmerz, Leid, Martyrium auf der einen Seite und von Sinnlichkeit, Natürlichkeit, Schönheit und Eros auf der anderen. Zwischen diesen Polen bewegte sich Wieland Förster als Bildhauer, als Zeichner und Autor ein Leben lang. Seine Köpfe und Büsten von Kulturschaffenden des 20. Jahrhunderts vermitteln die Schöpferkraft und Individualität der Porträtierten auf eine verblüffend direkte Weise.

Immer noch gilt, was Gerhard Wolf im Jahr 2000 anlässlich des 70. Geburtstages des Künstlers formulierte:

Der Bildhauer Wieland Förster – ich habe es von der ersten Begegnung mit seinen Skulpturen empfunden, und er hat es in Gesprächen bestätigt – sieht und erschafft seine plastischen Arbeiten aus der Spannung existentieller Erfahrungen, die sich mit den Totalworten Leben und Tod, Eros und Chaos, Entsetzen und Schönheit fangen lassen. Und es ist das Bestürzende und zugleich Befreiende, das uns bei ihrem Anblick packt, dass sie diesem großen Anspruch, den er in sie legte und zum Ausdruck bringen konnte, dass sie diesem Entwurf standhalten, ihn in seinen geglücktesten Figurationen erfüllen, also Gestalt werden lassen. Welcher Künstler kann das von seinen Projekten schon sagen?

Das Angermuseum Erfurt nimmt den 90. Geburtstag von Wieland Förster zum Anlass, die Vielfalt seines Werkes in etwa 60 Plastiken bzw. Skulpturen sowie 70 Zeichnungen zu präsentieren. Die Bronzegüsse, Betongüsse und Steinskulpturen wurden zu diesem Zweck überwiegend aus dem Bestand der Wieland-Förster-Stiftung an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geliehen, weitere Plastiken und die Zeichnungen vom Künstler selbst. In einer Abteilung der Ausstellung korrespondieren Försters Bronzegüsse mit Stücken aus der Sammlung des Angermuseums, die der Bildhauer speziell für diesen Zweck ausgewählt hat. Ein Hauptwerk Wieland Försters, der über zwei Meter hohe Bronzeguss „Großes Martyrium – Den Opfern des Faschismus gewidmet“, 1977 – 1979, gelangte aus Frankfurt (Oder) nach Erfurt, wurde im Foyer des Museums aufgebaut und verleiht der Ausstellung einen monumentalen Akzent.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen sowie Beiträgen namhafter Wissenschaftler.