Wieland Förster. Skulpturen und Zeichnungen. Zum 90. Geburtstag des Bildhauers
Sonderausstellung vom 23. Februar bis 24. Mai 2020 im Angermuseum Erfurt
Försters Skulpturen und Plastiken gehören zum Besten, was figürlich bildende Künstler in dieser Zeit nicht nur in der DDR, sondern in Europa geschaffen haben. Weibliche und männliche Akte, Torsi zumeist, knüpfen an die Traditionen der Bildhauerei seit Auguste Rodin an, verarbeiten schöpferisch die Einflüsse von Bildhauern der Klassischen Moderne wie Constantin Brâncuși, Hans Arp und Henry Moore, beziehen deren stringente Formvorstellungen jedoch immer wieder auf den menschlichen Körper, vergegenwärtigen menschliche Erfahrungen von Schmerz, Leid, Martyrium auf der einen Seite und von Sinnlichkeit, Natürlichkeit, Schönheit und Eros auf der anderen. Zwischen diesen Polen bewegte sich Wieland Förster als Bildhauer, als Zeichner und Autor ein Leben lang. Seine Köpfe und Büsten von Kulturschaffenden des 20. Jahrhunderts vermitteln die Schöpferkraft und Individualität der Porträtierten auf eine verblüffend direkte Weise.
Immer noch gilt, was Gerhard Wolf im Jahr 2000 anlässlich des 70. Geburtstages des Künstlers formulierte:
Der Bildhauer Wieland Förster – ich habe es von der ersten Begegnung mit seinen Skulpturen empfunden, und er hat es in Gesprächen bestätigt – sieht und erschafft seine plastischen Arbeiten aus der Spannung existentieller Erfahrungen, die sich mit den Totalworten Leben und Tod, Eros und Chaos, Entsetzen und Schönheit fangen lassen. Und es ist das Bestürzende und zugleich Befreiende, das uns bei ihrem Anblick packt, dass sie diesem großen Anspruch, den er in sie legte und zum Ausdruck bringen konnte, dass sie diesem Entwurf standhalten, ihn in seinen geglücktesten Figurationen erfüllen, also Gestalt werden lassen. Welcher Künstler kann das von seinen Projekten schon sagen?
Das Angermuseum Erfurt nimmt den 90. Geburtstag von Wieland Förster zum Anlass, die Vielfalt seines Werkes in etwa 60 Plastiken bzw. Skulpturen sowie 70 Zeichnungen zu präsentieren. Die Bronzegüsse, Betongüsse und Steinskulpturen wurden zu diesem Zweck überwiegend aus dem Bestand der Wieland-Förster-Stiftung an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geliehen, weitere Plastiken und die Zeichnungen vom Künstler selbst. In einer Abteilung der Ausstellung korrespondieren Försters Bronzegüsse mit Stücken aus der Sammlung des Angermuseums, die der Bildhauer speziell für diesen Zweck ausgewählt hat. Ein Hauptwerk Wieland Försters, der über zwei Meter hohe Bronzeguss „Großes Martyrium – Den Opfern des Faschismus gewidmet“, 1977 – 1979, gelangte aus Frankfurt (Oder) nach Erfurt, wurde im Foyer des Museums aufgebaut und verleiht der Ausstellung einen monumentalen Akzent.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen sowie Beiträgen namhafter Wissenschaftler.