Zwischen Sachlichkeit und Neuem Sehen – Vortrag über Bauhaus-Fotografie im Angermuseum
Am 1919 gegründeten Bauhaus war zunächst eine Versachlichung der Fotografie zu beobachten. In dienender Funktion illustrierte sie die frühen Katalogbücher, später Broschüren und Werbematerial mit Aufnahmen von Erzeugnissen aus den Werkstätten.
Mit der Berufung des Bauhausmeisters László Moholy-Nagy läutete die Schule 1923 die Abkehr von der romantisch-expressionistischen Phase ein. Unter dem Motto „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ wurde das handwerkliche Unikat zugunsten von Prototypen im Rahmen einer verstärkten Kooperation mit der Industrie aufgegeben. Die ehemalige Reserviertheit gegenüber industrieller Produktion wich einer Technik-Euphorie, die gesellschaftlichen Fortschritt versprach. Diese erfasste auch die fotografischen Apparate, die nicht mehr allein der Reproduktion dienten, sondern die Wahrnehmung moderner Umwelt produktiv machten.
Moholy-Nagy entwickelte sich zu einem der Vorreiter in der Bewegung des „Neuen Sehens“ und sollte mit seinen Thesen zu künstlerisch angewandten Technologien und eigenen waghalsigen Ansichten der Welt am Bauhaus einen wahren Foto-Boom auslösen. Erst 1929 wurde hier die Fotografie unter dem Meister Walter Peterhans Lehrfach und versachlichte das Medium erneut.