Ein Spiel um Himmel und Hölle: Erfurter „Jenseitsspiel“ lädt ab Sonntag in die Barfüßerkirche ein
Spielfiguren werden mit Ereignissen konfrontiert, die in Erfurt tatsächlich – durch Chroniken und Akten überliefert – stattgefunden haben
Aber können wir heute noch, nach 500 Jahren, wirklich verstehen, warum es zu so tiefgreifenden Veränderungen in Europa kommen musste?
Möglicherweise kann eine spielerische Sicht helfen: Wer sich darauf einlässt, taucht in die Lebenswelten eines Menschen an der Schwelle der Reformation ein. Spielfiguren werden mit Ereignissen konfrontiert, die in Erfurt tatsächlich – durch Chroniken und Akten überliefert – stattgefunden haben und agieren in einem mittelalterlichen Erlebnisraum. Luthers fundamentale Kritik zielte auf den permanenten Kampf um das Seelenheil, der nicht nur mit innerer Einkehr, sondern auch aus großer Angst vor Hölle und ewiger Verdammnis mit Geld, Ablass und Stiftungen geführt wurde.
Das Spiel, das wie ein interaktives Hörspiel funktioniert und im Langhaus der Barfüßerkirche gespielt wird, ist ein Kooperationsprojekt. Das Konzept stammt von Hardy Eidam und Gudrun Noll-Reinhardt, die App entwickelten die Studenten Reiner Bleil, Michel Claus, Christoph Pospischil, Dennis Schulz und Lars Weickert unter Leitung von Prof. Rolf Kruse an der Fachhochschule Erfurt.
Ein ausgeklügeltes Sound-Design von Andreas Kubitza sorgt mit dem Sprecher Martin Schink und den Schauspielern des Theaters „Schotte“ in Kooperation mit Radio Frei für einen hochemotionalen Zugang in die Welt des ausgehenden Mittelalters. Damit ist es erstmalig in Erfurt möglich, interaktiv in die Lebenswelten vor 500 Jahren einzudringen, sie zu verstehen, um am Ende mit Himmel, Hölle oder Fegefeuer konfrontiert zu werden.