Josep Renau und sein Erfurter Wandbild

05.04.2017 10:00

Die Stadt Erfurt lässt, umfangreich gefördert von der Wüstenrot-Stiftung, das 6 mal 28 Meter große Wandmosaik aus Glaskeramikfliesen „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“ von Josep Renau (1907-1982) bis zum Sommer 2017 restaurieren und an seinem ursprünglichen Platz wieder anbringen. Der bis 1976 in der DDR ansässige spanische Künstler und seine Mitarbeiter schufen es für das ehemalige Kultur-und Freizeitzentrum in Erfurt.

Farbmosaik mit Kreuz in der Mitte.
Foto: Josep Renau, Entwurf zum Erfurter Wandbild (Detail), 1982, Mischtechnik auf Holz Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / D. Urban

Ende 1975 bestimmte die Staatliche Auftragskommission des Rates des Bezirkes Erfurt, Abteilung Kultur, Josep Renau solle den Entwurf einer „Wandbildgestaltung im Zentrum, Eingangsbereich Neubaugebiet Erfurt, Nordhäuser Straße“ erarbeiten. Im August 1979 legte der Künstler seine Entwürfe einer Abnahmekommission vor. Den Auftrag für die Erstellung des maßstäblichen Kartons und die Ausführung des Wandbildes am Kultur- und Freizeitzentrum Stadt Moskau erhielt er Anfang 1980. Die Einweihung des Werkes erfolgte 1984.

Im Jahr 2008 wurde das Wandbild am Moskauer Platz in Erfurt unter Denkmalschutz gestellt. „Es ist das letzte große Werk Renaus und eines der wichtigen Werke der Moderne“, urteilte der Thüringer Landeskonservator Holger Reinhardt über das Kunstwerk. Als der jahrelang leerstehende Baukomplex abgerissen werden sollte, um Platz für ein neues Einkaufszentrum zu schaffen, wurde das Wandbild 2012 fachgerecht abgenommen und in Container eingelagert. Nach einer Phase der Unschlüssigkeit setzte sich die Kulturdirektion für eine Wiederanbringung des Kunstwerkes ein. Sie überzeugte die neuen Investoren, das Wandbild in Form einer Sachspende der Stadt Erfurt zu übereignen. Die Wüstenrot Stiftung konnte gewonnen werden, Restaurierung und Wiedererrichtung maßgeblich zu fördern. Flankiert von bürgerschaftlichen Initiativen und unterstützt durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sorgen die Wüstenrot Stiftung und die Stadt Erfurt gemeinsam für die Restaurierung und erneute Anbringung des Fassadenmosaiks an seinem alten Ort.

Im Grafikkabinett des Angermuseums werden Studien, Entwürfe, Fotodokumente und der maßstäbliche Karton zu diesem Wandbild präsentiert, aber auch vergleichbare andere Entwürfe und ausgeführte Wandbilder, um vertiefte Einblicke in die inhaltlichen, methodischen und formalen Besonderheiten der Wandbildkunst von Josep Renau zu ermöglichen. Zugleich lädt die Ausstellung zu einem kulturpolitischen Diskurs über Wandbildgestaltungen der DDR und ihre Bedeutung heute ein.

Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 6. April, 18 Uhr, eröffnet.

Zur Eröffnung sprechen:
Tamara Thierbach, Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Erfurt,
Prof. Philipp Kurz, Geschäftsführer der Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg,
Dr. Paul Kaiser, Kunsthistoriker, Dresdner Institut für Kulturstudien e. V..

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, Feiertag 10 – 18 Uhr

Eintritt: Erwachsene 6,– €, ermäßigt 4,– €, an jedem ersten Dienstag im Monat Eintritt frei