110. Geburtstag der Bauhausweberin Margaretha Reichardt
Das Künstlerhaus steht in Erfurt-Bischleben
Für diesen Geburtstag hat die Firma Tecta etwas besonders vor: Axel Bruchhäuser, der letzte Zeitzeuge der Bauhaus-Gestalter, wird ein Exemplar der 1980 gefertigten Reedition des Bauhaus-Faltsessels von Marcel Breuer (Modell B4 von 1927, nicht in Serie gegangen) dem Angermuseum als Schenkung übergeben. Und so viel soll bereits jetzt verraten werden: Dieser Sessel ist mit Gurten aus einem Material bezogen, das seine Bekanntheit Margaretha Reichardt verdankt.
Wer war Margaretha „Grete“ Reichardt, die 1907 in Erfurt geboren wurde und 1984 dort auch starb?
Neben Gunta Stölzl war sie eine der erfolgreichen Gestalterinnen aus der Textilwerkstatt des Bauhauses.1925 bewarb sie sich am Bauhaus in Weimar und begann 1926 ihr Studium am Bauhaus in Dessau. Dort besuchte sie den Vorkurs bei Josef Albers und László Moholy-Nagy, später den Unterricht bei Paul Klee, Wassily Kandinsky und Joost Schmidt und spezialisierte sich in der Weberei bei Gunta Stölzl.
Seit 1927 experimentierte sie mit verschiedenen Garnen und Stoffen. Sie verbesserte die Eigenschaften von Eisengarn und webte strapazierfähige und formstabile Gurte, die Marcel Breuer später als Bespannung für die von ihm entwickelten Stahlrohrmöbel verwendete. Nach dem Ablegen der Gesellenprüfung am Bauhaus im Jahr 1929 war sie ab 1930 freie Mitarbeiterin in der Weberei. Im Jahr 1931 schloss sie ihre Ausbildung am Bauhaus als Textilgestalterin mit dem Bauhausdiplom Nr. 54 ab. Nach einem kurzen Studienaufenthalt in den Niederlanden bei dem Grafiker Piet Zwart, kehrte sie 1933 in ihre Heimatstadt Erfurt zurück und baute hier ab 1934 die „Handweberei Grete Reichardt“ auf.
Margaretha Reichardts Arbeit wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. So erhielt sie z. B. bei der Weltausstellung in Paris 1937 ein Ehrendiplom, zwei Jahre später wurden ihre Entwürfe zu Industrietextilien auf der Triennale in Mailand mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, 1951 verlieh man ihr, ebenfalls in Mailand, für ihre ausgestellten Gobelins ein Goldenes Ehrendiplom. Auf der Frühjahrs- und Herbstmesse in Leipzig wurde Margaretha Reichardt 1964 mit der Guten Form ausgezeichnet und erhielt 1969 die Ehrenurkunde des Ministeriums für Kultur, der Handwerkskammer und des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands für die Beteiligung „Mit guten Leistungen auf dem Gebiet Textil“. In den 1970er Jahren unterstützte sie die Bauhaus-Erbepflege in Weimar und Dessau.
Zu diesem Empfang wird Axel Bruchhäuser seine Forschungen zu den Stahlrohrmöbeln der Bauhausmeister vorstellen. Es werden Vertreter des Freistaates Thüringen, der Kulturdirektion Erfurt und der Universität Erfurt erwartet.
Auch alle Medienvertreter sind herzlich eingeladen, an diesem Empfang teilzunehmen. Um Anmeldung im Sekretariat des Angermuseums wird gebeten, Tel. (0361) 655 1651.
Termin: 6. März 2017, 18 Uhr (bis etwa 20 Uhr)
Ort: Margaretha-Reichardt-Haus, Am Kirchberg 32, 99094 Erfurt-Bischleben