Simon Schwartz: Geschichtsbilder – Comics & Graphic Novels
Für die „Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße“ in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Erfurt gestaltete Simon Schwartz im Jahr 2012 einen 7 mal 40 Meter großen Bildfries, der den Neubau eines Glaskubus umschließt. Basierend auf einer Auswahl aus über einhundert historischen Fotos von Ereignissen im Herbst 1989 in Thüringen entstand ein riesiger Figurenfries der Friedlichen Revolution in Thüringen, der nicht nur bei jüngeren Besucherinnen und Besuchern großen Anklang findet, sondern ein modernes und neues Wahrzeichen der Stadt Erfurt geworden ist.
Die Erwerbung von Schwartz’ Originalzeichnungen für den „Kubus der Friedlichen Revolution“ durch das Angermuseum bietet den Anlass, das Schaffen von Simon Schwartz in einer Sonderausstellung vorzustellen.
Den Erzählungen und Bildwelten in Simon Schwartz’ auch international verlegten Comics liegt zumeist ein biografischer und historischer Kontext zugrunde. Schwartz debütierte 2009 mit der mehrfach preisgekrönten Graphic Novel „drüben!“, einer berührenden Geschichte über die Ausreise seiner Eltern aus der DDR – von Erfurt nach West-Berlin. Seine zweite große Arbeit „Packeis“ über den afroamerikanischen Seemann und Nordpol-Entdecker Matthew Henson wurde von der Kritik begeistert aufgenommen und unter anderem mit dem Max und Moritz-Preis ausgezeichnet. 2013 wurde Simon Schwartz mit dem Hans-Meid-Förderpreis für Illustration geehrt. Für den 2014 erschienen Band „Vita Obscura“ illustrierte er auf mannigfaltige Weise skurrile Lebensläufe und Biografien. Und in seiner gerade erschienen und vielbeachteten Graphic Novel „Ikon" zeichnet er die mysteriöse Geschichte der falschen Zarentochter Anastasia nach.
Im Jahr 2017 erhielt Simon Schwartz als erster Comiczeichner einen Auftrag des Kunstbeirates des Deutschen Bundestages und wurde mit einer Personalausstellung in der Abgeordnetenlobby des Reichstagsgebäudes geehrt.
Die Ausstellung „Geschichtsbilder – Comics & Graphic Novels“ bietet einen Einblick in Simon Schwartz’ Arbeitsweise und präsentiert zahlreiche Comics, Skizzen und Druckgrafiken, die zum Teil noch nie zuvor gezeigt wurden. Das Angermuseum schafft so den Rahmen für eine umfassende Werkschau eines „Meisters der Comic-Literatur“ (Andreas Platthaus).
Parallel zur Ausstellung erscheint im Berliner avant-verlag ein umfangreicher Katalog mit Textbeiträgen von Andreas Platthaus (Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung), Dr. Christine Vogt (Ludwiggalerie Schloss Oberhausen) sowie Dr. Jochen Voit (Stiftung Ettersberg / Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße).
Die Ausstellung erfolgt in Kooperation mit der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, welche die Werkschau 2019 übernimmt.
Ausstellungseröffnung ist am 17. Mai um 18 Uhr.
Simon Schwartz wurde 1982 in Erfurt geboren. Mit seinen Eltern verließ er 1984 die DDR. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst für das traditionsreiche Comicmagazin „Mosaik“, bevor er von 2004 bis 2009 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg das Fach Illustration mit Diplomabschluss studierte. Seit 2006 arbeitet er freiberuflich als Illustrator und Zeichner für verschiedene Verlage, Magazine, Tageszeitungen und andere Auftraggeber. Seit 2011 übernahm er mehrere Lehraufträge für Illustration u. a. an der HAW Hamburg, der BTK Hamburg sowie der George Mason University in Virginia, USA.