Für Thron, Altar, Salon. Der Modelleur Karl Schropp (1794–1875) in Erfurt und Bamberg
Mit dieser Ausstellung wird erstmals auf das ungewöhnliche Werk eines ungewöhnlichen Mannes aufmerksam gemacht, der zu den bedeutendsten Modelleuren seiner Zeit zählt. Der 1794 in Erfurt als Sohn eines Buchbinders geborene Karl Schropp schuf in seiner Werkstatt in Erfurt und Bamberg beeindruckende Modelle von Kirchen, Altären und Landschaften und verkaufte diese in ganz Deutschland bis nach Amerika an Liebhaber seiner Kunst. Die Werke aus einer von Schropp erfundenen Masse verblüffen durch ihren Detailreichtum und ihre Genauigkeit selbst in den kleinsten Maßstäben.
Mit der Modellierung dieser Bauwerke in Papiermaché begann der gelernte Buchbinder 1817 als Autodidakt, seit 1837 befasste er sich ausschließlich mit der Herstellung von „Modellen“ von realen oder phantastischen Burgen, Landschaften, Gebäuden. Dabei galt Schropps besondere Neigung von Anfang an dem (neo-) gotischen Stil, der zeitweise als besonders „deutsch“ und „katholisch“ gesehen wurde ( „altdeutsch“).
Schon früh entstanden dabei auch zahlreiche Dekorationsgegenstände für Mitglieder des preußischen und sächsischen Hofes, aber auch für die Großherzöge von Württemberg und Angehörige des russischen Zaren. Auch im Goethe-Nachlass in Weimar sind heute noch Schropp-Stücke überliefert. Neben solchen Dekorationen (Kronleuchter, Uhrengehäuse, Chorstühle etc.) entstanden zahlreiche Kultgegenstände und Ausstattungsstücke für die erst kurz vorher in preußischen Besitz gelangten Burgen am Rhein, aber auch für Schlösser in Osteuropa (Clary-Aldringen, Metternich usw.)
Daneben schuf er großformatige Werke, Plastiken, Leuchter und Altarausstattungen für Kirchen, auch seiner Geburtsstadt Erfurt. Eines von Karl Schropps Hauptwerken, das verlorene neogotische Altargehäuse für den Hauptaltar der Erfurter Barfüßerkirche, im Zusammenhang mit derer zwischen 1829 und 1852 vollzogener Umgestaltung und dem Wiederaufbau nach Teileinsturz 1838, wird eingehend in der Ausstellung dargestellt werden.
Der Umzug Schropps 1846 nach Bamberg veränderte den Kreis seiner Auftraggeber und erweiterte seine künstlerischen Motive. Die neue Zusammenarbeit mit dem Schmidtschen Malinstitut in Bamberg brachte ihm Kunden mit besonderem Interesse an der Porzellanmalerei selbst aus Übersee. Jetzt widmete er sich auch verstärkt der Modellierung von biblischen Szenen in Form von Haus- und Wandaltären, aber auch weiterhin dem Bau von Kirchenaltären.
Seine Teilnahme an großen Ausstellungen (Berlin 1844, London 1851, Paris 1855) brachte ihm Auszeichnungen, Anerkennung und Folgeaufträge. 1860 wurde ihm der Titel eines “Preuß. Hof-Modelleurs” verliehen.
Mit dem 1869 vollendeten Bau eines maßstabsgetreuen Modells des Wiener Stephansdoms mit einer Gesamthöhe von weit über 4 m schuf Schropp sein größtes Werk. Wie schon bei anderen Monumentalmodellen ist auch hier das Kircheninnere durch eine Öffnung im Sockel einsehbar. Das Modell befindet sich seit 1904 im Besitz der Stadt Wien.
Vorarbeiten durch Nachkommen des Künstlers und Schenkungen, Ankäufe und Leihgaben von Museen und Sammlungen sowie von Privatpersonen machen es erstmals möglich, ein umfassendes Bild von Schropps Werk zu zeigen. Aufwändige Forschungen und umfangreiche Recherchen brachten überdies viele bisher unbekannte Fakten sowohl hinsichtlich seiner Biografie wir seines Schaffens ans Tageslicht. Wenn mit der Ausstellung dennoch manche Fragen nicht abschließend geklärt werden können, so ist aber wenigstens ein großer Schritt gemacht, um sie einer Lösung näher zu bringen.
Nachdem die vom Historischen Verein Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum und dem Stadtarchiv vorbereitete Ausstellung zum Wirken von Karl Schropp 2016 in Bamberg gezeigt wurde, wird sie in veränderter Zusammensetzung in Schropps Geburtsstadt Erfurt zu sehen sein. Zum einen wird sie um Objekte ergänzt, die erst während der Laufzeit der Bamberger Ausstellung bekannt geworden sind, zum anderen wird eines von Karl Schropps Hauptwerken, das leider verlorene neogotische Altargehäuse für den Hauptaltar der Erfurter Barfüßerkirche im Zusammenhang mit deren zwischen 1829 und 1852 vollzogenen Umgestaltung und dem Wiederaufbau nach Teileinsturz 1838 eingehender dargestellt werden.
Die Ausstellung zum Wirken von Karl Schropp entstand in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein Bamberg, den Museen der Stadt Bamberg, dem Stadtarchiv Bamberg und dem Diözesanmuseum Bamberg.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Donnerstag, 15. Juni, 18 Uhr, statt.